Wird Frankfurt am Main das neue London?

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Wird Frankfurt das neue London? (Foto:
Wird Frankfurt das neue London? (Foto: Johannes Ko)

Frankfurt könnte London als Europas zentrales Finanzzentrum ablösen, wenn Großbritannien die EU verlässt, sagt die Rating-Agentur S&P. Denn dadurch würden die Kosten vieler Finanzgeschäfte in London zu hoch. Bei der Deutschen Bank werden bereits Schritte für einen möglichen Umzug nach Frankfurt geprüft.

Frankfurt am Main, Paris oder Dublin könnten London als Europas zentrales Finanzzentrum ablösen, wenn Großbritannien die Europäische Union verlassen sollte, sagt die Rating-Agentur Standard & Poor’s.

Der britische Finanzsektor, der 1,4 Millionen Menschen beschäftigt, zieht unter den reichen Staaten der Welt in diesem Bereich die meisten ausländischen Direktinvestitionen an, so der Bericht der Rating-Agentur S&P vom Dienstag.

Ein Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hätte erhebliche Einschnitte bei den ausländischen Direktinvestitionen zur Folge, vor allem im Finanzsektor, sowie einen Kostenanstieg bei Geschäften, so S&P.

„Dieser Trend würde sich möglicherweise beschleunigen, wenn Großbritannien außerhalb einer Freihandelszone mit der EU wäre oder wenn die Freizügigkeit der Arbeitskräfte eingeschränkt würde“, zitiert Bloomberg die Analysten unter Leitung von Frank Gill.

Ausländische Banken-Gruppen würden voraussichtlich einen Teil ihrer Handelsgeschäfte von London ins Ausland verlagern. Das Interesse an Londoner Immobilien ist zumindest unter asiatischen Investoren bereits rückläufig.

Im Mai sagte die Deutsche Bank AG, dass sie sich mit den Folgen eines Austritts Großbritanniens aus der EU für ihr dortiges Geschäft beschäftigt und verschiedene Möglichkeiten prüft, darunter die Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Deutschland.

Der konservative britische Premier David Cameron hat ein Referendum über die Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU bis Ende 2017 versprochen.

Im vergangenen Jahr exportierte Großbritannien fast die Hälfte seiner Produkte und Dienstleistungen in die EU – fast 227 Milliarden Pfund. Und ausländische Unternehmen in Großbritannien erhalten zollfreien Zugang zu einem Markt mit mehr als 500 Millionen Menschen in 28 Staaten.