Warum sich Investitionen in Russland lohnen

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Der Rote Platz in Moskau (Foto: Andrey)

Mit Steuersenkungen und einem Abbau der Bürokratie auf föderaler und regionaler Ebene lockt Russland ausländische Investoren ins Land. Seit Mitte der 90er Jahre sind Investitionen in Russland lohnender als in den meisten anderen Märkten. Wer Ausdauer und starke Nerven hat, für den können sich Investitionen in Russland lohnen.

Der russische Staat hat eine neue Initiative gestartet, um ausländische Investoren anzulocken. So sollen die Investoren in weiten Teilen Russlands wie schon beim High-Tech-Projekt Skolkowo bei Moskau von der Gewinn- und Bodensteuer sowie von der Mehrwertsteuer befreit werden. Zudem können föderale Verwaltungsfürsten die Investoren nun nicht mehr gängeln.

Laut einem Gesetzesentwurf will Russland in Wladiwostok eine Staatsgesellschaft gründen, die unmittelbar dem Staatsoberhaupt unterstellt wird, sodass andere Behörden sich in ihre Aktivitäten nicht einmischen dürfen. Dies meldete die staatliche Moskauer Nachrichtenagentur RIA Novosti.

Die Staatsgesellschaft in Wladiwostok ist eine Gesellschaft zur Entwicklung Ostsibiriens und des Fernen Ostens und soll für 16 Föderationssubjekte (insgesamt 60 Prozent des russischen Territoriums) die föderalen Gesetze teilweise außer Kraft setzen.

Ohne Ausschreibungen, allerdings mit Billigung der Regierung, darf die neue Staatsgesellschaft Bodenschätze erschließen, Waldflächen nutzen oder Städtebau vornehmen. Das bedeutet, dass die Staatsgesellschaft in diesem Sinne die Rolle der Föderalen Agentur für Bodennutzung übernehmen soll.

Die neue Mega-Gesellschaft soll voraussichtlich 25 Jahre bestehen. Der Umlauf ihrer einzelnen Projekte und der Ausstieg aus den Joint Ventures zugunsten der Investoren soll aber schneller erfolgen: Aus dem Kapital der Projektteilnehmer soll sie binnen fünf Jahren und aus den Immobilien binnen zwei Jahren aussteigen, dies alles wird zugunsten der interessierten Organisationen veräußert, die nicht im Besitz des Staates sind. Nach der Abschaffung der Staatsgesellschaft soll ihr restliches Eigentum an den Staat gehen.

Noch ist unklar, wer diesen Staat im Staate anführen soll, den Experten bereits die „Fernöstliche Republik“ nennen. Die Idee soll angeblich der frühere Zivilschutzminister Sergej Schoigu geäußert haben, der unlängst zum Gouverneur des Gebiets Moskau ernannt wurde. Unter den Anwärtern auf diesen Posten wird unter anderen der Erste Vizepremier Igor Schuwalow genannt.

Laut dem Gesetzentwurf dürften sich weder föderale noch regionale Behörden in die Aktivitäten der Staatsgesellschaft einmischen. Nur dem Rechnungshof ist diese Möglichkeit unter gewissen Bedingungen vorbehalten. De facto wird sie unmittelbar dem Präsidenten unterstellt sein, der für die Ernennung beziehungsweise Entlassung des Generaldirektors und der Aufsichtsratsmitglieder zuständig sein wird.

Der Staatsgesellschaft ist die Erörterung von Investitionsprogrammen der Monopolisten (Gazprom, Transneft, Russische Eisenbahnen AG) vorbehalten. Ihre Vollmachten sollen auf Entscheidung des Staatsoberhauptes erweitert werden können. Aber bringt ein Engagement in Russland trotz der Steuergeschenke und des Schutzes vor korrupten Lokalfürsten überhaupt genug Rendite?

Investitionen in Russland waren seit Mitte der 90er Jahre lohnender als in den meisten anderen Märkten. So hat etwa der MC Russian Markets Fund in den vergangenen 16 Jahren einen Ertrag von 461 Prozent und eine Rendite von 12 Prozent erwirtschaftet.

Trotzdem sind Investitionen in Russland nichts für schwache Nerven. Bis heute gleicht die Entwicklung aller Russlands-Fonds einer Achterbahnfahrt. Die Wertentwicklung des MC Russian Markets Fund spiegelt auch heute noch die extreme Volatilität des russischen Marktes wider:

  • 1997 gab es ein Plus von 126 Prozent.
  • 1998 sank der Wert auf minus 83 Prozent.
  • 1999 schoss der Fonds auf ein Plus von 233 Prozent.
  • 2008 ging es wieder abwärts: minus 76 Prozent.
  • 2009 erwirtschaftete der Fonds ein Plus von 142 Prozent.

Der wirtschaftliche Umbruch im größten Land der Welt ist auch nach 20 Jahren noch in vollem Gange. Unter vier wichtigsten Emerging Markets Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC) hat Russland seine ökonomischen Möglichkeiten bisher am wenigsten ausgeschöpft. Als Rohstoffriese hängt es am Tropf der Ölpreisentwicklung.

In Russland lagern 25 Prozent der globalen Gasreserven, 19 Prozent der Kohle- und 6 Prozent der Erdölvorkommen. Doch das allein ist zu wenig im Vergleich zur Entwicklung in den anderen BRIC-Staaten, die mit ihren boomenden Industrie- und Dienstleistungssektoren eine wesentlich breitere Wirtschaftsbasis aufweisen. Dasselbe gilt für den Finanzmarkt.

Die russische Regierung verfolgt große Pläne, um Russland als Drehscheibe für den GUS-Raum zu etablieren. Aber es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis man die westlichen Standards wie in London oder York erreicht haben wird. Trotzdem oder gerade deswegen lohnen sich Investitionen in Russland, wenn man Ausdauer hat und Schwankungen verkraften kann.