Die deutsche Polizei hat am Dienstag, dem 07.03.2023 Razzien bei Vonovia, dem größten Immobilienkonzern Deutschlands, im Rahmen von Ermittlungen gegen Bestechung und Schmiergelder für die Vergabe von Bauaufträgen, teilte die Staatsanwaltschaft Bochum und Vonovia selbst mit.
Korruptionsvorwürfe gegen Vonovia
Nach den öffentlichen Anschuldigungen ist die Vonovia Aktien bisher lediglich um 7,5 % gefallen, was den generellen Abwärtstrend seit Anfang Februar fortsetzt. Der Konzern ist kooperativ gegenüber den Behörden, da sich die Vorwürfe gegen bestimmte Personen des DAX Unternehmens richten. Die betroffenen Unternehmen haben daraufhin eigene, unabhängige Untersuchungen gegen ihre Mitarbeiter eingeleitet. Der Vorstandschef Rolf Buch äußerte sich zu dem Vorfall:
„Wir sind erschüttert. Offenbar haben sich einzelne Mitarbeiter bei unseren Tochterunternehmen zum Schaden von Vonovia bestechen lassen – das ist nicht akzeptabel. Die Ermittlungsbehörden haben heute Unterlagen in unseren Geschäftsräumen eingesehen, da der Verdacht besteht, dass es bei der Vergabe von Aufträgen an Subunternehmer zu problematischen Vorgängen zum Nachteil von Vonovia gekommen ist.“
Die Bochumer Staatsanwaltschaft teilte mit, dass sich die Ermittlungen wegen des Verdachts der Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr, der Untreue, des Betrugs und anderer Straftaten gegen mehrere Mitarbeiter, von denen einige das Unternehmen verlassen haben. Die Durchsuchungen fanden gleichzeitig in vier Bundesländern statt, unter anderem auch gegen die Stuttgarter Immobiliengruppe GWG.
Vonovia beschuldigt eigene Mitarbeiter
Vonovia beschuldigt einzelne Mitarbeiter, beginnt eigene Ermittlungen und erstattet selber Anzeige. Bei rund 15.000 Mitarbeitern können sich schnell ein paar schwarze Schafe einschleichen, die selbst an den Aufträgen von Vonovia verdienen wollen. Ob auch Vorstandsmitgleiter von Vonovia betroffen sind, werden die Ermittlungen zeigen. Bisher gibt es dazu aber keinen begründeten Verdacht. Einige der betroffenen Personen sollen im mittleren Management des Immobiliengiganten tätig gewesen sein, während diese mehre Bauunternehmen für Aufträge bevorzugt haben.
„Die (ehemaligen) Mitarbeiter, die nach bisherigen Erkenntnissen dem mittleren Management zuzuordnen sind, stehen im Verdacht, mehrere für das Wohnungsunternehmen tätige Firmen bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt zu behandeln und dafür Geld oder Vorteile zu erhalten“, so die Staatsanwaltschaft.
Im Zuge der Ermittlungen wurden am Dienstag 40 Privat- und Geschäftsräume im Auftrag der Staatsanwaltschaft durchsucht. Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte wurden von Vonovia beauftragt, um die Finanzbücher auf Unregelmäßigkeiten zu prüfen. Die Staatsanwaltschaft Bochum erhält Unterstützung von dem Landeskriminalamt (LKA) aus NRW, die Finanzämter für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung in Düsseldorf, Bochum und Münster.
Vonovia ist größter Vermieter von Wohnungen in Deutschland
Vonovia ist seit der Übernahme des Berliner Konkurrenten Deutsche Wohnen der größte private Vermieter in Deutschland mit mehr als 550.000 Wohnungen und fast 100 Milliarden Euro als Sachwerte in Immobilien. Daher hat Vonovia in ganz Deutschland eigene Handwerker und Hausmeister, um die Gebäude zu betreuen. Zur Modernisierungen von bestehenden Gebäuden werden aber immer wieder Aufträge an fremde Drittunternehmen vergeben. Neben den Bauaufträgen sollen auch diese Modernisierungen gegen Bestechungsgelder vergeben worden sein.
Die Vorwürfe kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, da in der nächsten Woche die Jahresbilanz des DAX Konzerns veröffentlicht wird. Das Unternehmen könnte von Enteignungen in Berlin betroffen sein. Dazu beklagt sich das Unternehmen gegen steigende Anforderungen an Neubauten, die Vonovia im Zuge des Klimawandels auf 4.275 € bis 5.000 € pro Quadratmeter Wohnfläche schätzt und deswegen Neubauprojekte auf Eis gelegt hat. Nach eigenen Angaben müssen die Mieten auf 20 Euro pro Quadratmeter erhöht werden, um die Neubauten zu finanzieren. Den seit Jahresbeginn gültigen Effizienzhaus-55-Standard ist also nach Vonovia nicht umsetzbar für Neubauprojekte.
Der Immobilienkonzern hat seine Investitionsplanung für 2023 seit November letzten Jahres gedämpft, da steigende Zinsen und die Baukosten zu sehr steigen. In diesem Jahr sollen nur noch eine halbe Milliarde Euro in die Modernisierung fließen und ca. 350 Millionen Euro in den Neubau. Im Verglich zum Vorjahr ist das ein Rückgang von 45 % bzw. 30 %. Das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, ist nach Ansicht des Vorstandschefs aufgrund der neuen Vorschriften unrealistisch.
(TB)