Venezuela kauft 36 Flugzeuge voller Geldscheine

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Nicolas Maduro Flugzeuge voller Geldscheine
Präsident Nicolás Maduro kontrolliert die Zentralbank des Landes. (Foto: Agencia de Noticias ANDES)

In den letzten Monaten haben 36 Flugzeuge voller Geldscheine vom Typ Boeing 747 tonnenweise Bolivar-Banknoten in die venezolanische Hauptstadt Caracas gebracht. In Venezuela mit seinen 30 Millionen Einwohnern herrscht Hyperinflation.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet für 2016 eine Inflationsrate von 720 Prozent. Die Verbraucherpreise in Venezuela erhöhen sich dieses Jahr also voraussichtlich um mehr als den Faktor 8.

Die Regierung von Präsident Nicolás Maduro hatte im Jahr 2015 den Import von 5 Milliarden Banknoten genehmigt. Und nach Informationen der Wall Street Journal hat die Zentralbank des Landes im Dezember geheime Verhandlungen über die Bestellung von 10 Milliarden weiteren Banknoten begonnen.

Venezuela druckt 36 Flugzeuge voller Geldscheine

Dadurch würde sich die im Umlauf befindliche Menge Bargeld verdoppeln. Zum Vergleich: Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) drucken jeweils nur rund 8 Milliarden Banknoten pro Jahr. Dabei werden Euro und Dollar offenbar deutlich mehr verwendet als der venezolanische Bolivar.

Daten der Zentralbank von Venezuela zeigen, dass das Land seine Geldmenge im Jahr 2015 verdoppelt hat, zu der neben dem Bargeld auch die Sichteinlagen der Banken zählen. Die Ausweitung der Geldmenge hat diese Woche dazu geführt, dass auf den Schwarzmärkten erstmals die Marke von 1.000 Bolivar pro Dollar durchbrochen wurde.

Höchste Banknote ist nur noch 10 Cent wert

Venezuela kauft 36 Flugzeuge voller Geldscheine
Preiswertes Spielgeld. (Foto: Gabriel S. Delgado C.)

Die Bürger von Venezuela tragen Bargeld in Bündeln mit sich. Ein Abendessen in einem schönen Restaurant kostet einen Stapel Scheine so dick wie ein Backstein.

Ein mit Käse gefüllter runder Maisfladen (Arepa) kostet knapp 1.000 Bolivar (etwa 1 Euro). Doch dafür braucht man zehn 100-Bolivar-Scheine. Der Wert dieses höchsten Geldschein Venezuelas beträgt 0,10 Euro.

Staatliche Preiskontrollen haben die Situation für die Bürger noch verschärft. Fast alle notwendigen Dinge von Reifen bis Windeln gibt es eigentlich nur noch auf den florierenden Schwarzmärkten.

Drucken von Bargeld kostet hunderte Millionen Dollar

Die Bestellung von vielen Milliarden Bolivar-Banknoten kostet die venezolanische Regierung von Präsident Nicolás Maduro hunderte Millionen Dollar. Diese Kosten sind eine zusätzliche schwere Belastung für die Regierung. Denn Venezuela macht der Einbruch des Ölpreises zu schaffen, vor allem aber die Folgen von nunmehr 17 Jahren sozialistischer Misswirtschaft.

Die Druckerpressen der venezolanischen Zentralbank in der Industriestadt Maracay können nur einen kleinen Teil der Notenbanken für die Regierung drucken. Denn sie haben nicht mehr genug Papier und Metall. Daher muss die venezolanische Regierung die gewünschten Geldscheine im Ausland drucken lassen.

Giesecke & Devrient druckte bereits für Weimar

Eine Bestellung in Höhe von 10 Milliarden Banknoten kann nicht von einer einzigen Firma ausgeführt werden. Zu den beteiligten Druckereien gehören die britische De La Rue, die französische Oberthur Fiduciaire, die kanadische Bank Note Co. Sowie die in München ansässige Technologiefirma Giesecke & Devrient.

Die Firma Giesecke & Devrient druckte in den 20-er Jahren bereits für die Weimarer Republik, als die Bürger Schubkarren voller Geldscheine herbeischafften, um Brot zu kaufen. Im Jahr 2008 lieferte Giesecke & Devrient auch Sicherheitspapier nach Zimbabwe, um die dortige Hyperinflation zu unterstützen, bei der sich die Preise täglich verdoppelten.

Nicolás Maduro verweigert höhere Stückelungen

Venezuela verschwendet hunderte Millionen Dollar, weil sich das Land weigert, höhere Stückelungen des Bolivar einzuführen. Der Grund dafür ist möglicherweise, dass die Regierung die Hyperinflation im Land nicht eingestehen will. Denn Hyperinflationen sind historisch immer mit Geldscheinen mit vielen Nullen verbunden gewesen.

Präsident Nicolás Maduro führt den extremen Anstieg der Verbraucherpreise auf eine „kapitalistische Verschwörung“ zurück, die seine Regierung destabilisieren solle. Ende Dezember entzog er dem Parlament per Gesetz die Aufsicht über die Zentralbank, da dort die Opposition erstmals seit 17 Jahren eine Mehrheit hat. Nun kontrolliert er die Zentralbank allein.

Folgen der Hyperinflation

Die hohe Inflation hat bereits dazu geführt, dass einige Bereiche der Wirtschaft ihre Güter de facto in Dollar auspreisen, etwa im Immobiliengeschäft oder im Automobilsektor. Doch dies muss im Verborgenen geschehen, denn der Handel mit ausländischen Währungen ist illegal.

Eine Farbkopie des höchsten venezolanischen Geldscheins kostet in Venezuela mehr als der Geldschein selbst. Banknoten der Größe 2 Bolivar werden als Servietten verwendet.

Einige Geldautomaten haben ein Limit für Abhebungen in Höhe von 6.000 Bolivar, was weniger als 6 Euro entspricht. Trotzdem sind die Maschinen oftmals leer. Wenn man an den Geldautomaten mehrere Scheine abhebt, dann haben diese oftmals aufeinander folgende Seriennummern. Sie kommen offenbar frisch aus der Druckerpresse.

Das Wall Street Journal berichtet von dem Slum-Bewohner Mario, der den Bewohnern einer wohlhabenderen Gegend der Hauptstadt Caracas ihre Geldstücke abkauft. Seine Idee besteht darin, die Geldstücke später einzuschmelzen.