Die USA dehnen den Kriegseinsatz gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) auf allen Ebenen aus. Präsident Obama kündigte an, den IS auf „allen Fronten“ bekämpfen zu wollen. Das schließt neuerdings auch Cyberangriffe auf die Computernetzwerke der Terroristen mit ein. Die USA erklärten dem IS deshalb offiziell den Cyberkrieg. Das gab das US-Verteidigungsministerium vergangene Woche bekannt.
USA rufen Cyberkrieg gegen IS aus
Die USA sind damit das erste Land, das offiziell „Cyberkrieg“ ausgerufen hat, wie die FAZ berichtet. Die Kriegserklärung des amerikanischen Verteidigungsminister Ash Carter richte sich jedoch nicht gegen einen regulären Staat, sondern gegen „Paramilitärs insbesondere im Gebiet um Mossul“. Amerikanische Hacker sollen die Kommunikationsnetzwerke und Computer des IS angreifen und somit die elektronische Führung und Steuerung der Milizen „ausschalten und zerstören“.
Der IS verfügt selbst über offensive Fähigkeiten im Cyberkrieg, Gegenangriffe sind also mehr als wahrscheinlich. Eine Gruppe namens „Cyber Caliphate“ griff im letzten Jahr mehrere westliche Ziele an. Die Dschihadisten attackierten etwa den französischen Fernsehsender TV5, wie Heise berichtet. Das Fernsehprogramm wurde für mehrere Stunden unterbrochen und auf der Webseite des Senders wurden Drohbotschaften verbreitet. Einem Bericht von Techcrunch zufolge attackierten die IS-Hacker auch diverse Twitter- und Youtube-Accounts der US-Armee und drohten dabei amerikanischen Soldaten.
Keine völkerrechtlichen Regeln für Cyberkrieg
Bisher fehlen im internationalen Völkerrecht verbindliche Regeln dazu, welche Angriffe erlaubt sind und welche nicht. Das Thema birgt erhebliche juristische Probleme, denn gemäß Völkerrecht sind Angriffe auf zivile Infrastruktur wie Internet, Mobilfunk oder Stromversorgung verboten. Zu groß ist das Risiko, dass dabei auch Zivilisten zu Schaden kommen. Präsident Obama kündigte in einem Interview an, ein international verbindliches Regelwerk für den digitalen Krieg schaffen zu wollen.
„Letztendlich werden wir internationale Protokolle und klare Grenzen und Richtlinien finden müssen, ganz ähnlich den Übereinkünften zu Nuklearwaffen, und verstehen, dass jeder angreifbar und daher allen geholfen ist, wenn wir uns an bestimmte Handlungsweisen auch halten.“
Ein schwerwiegender Cyberangriff der Terroristen auf westliche Einrichtungen könnte sogar die NATO auf den Plan rufen. „Ein schwerer Cyberangriff kann den Verteidigungsfall auslösen“, sagte der Vizegeneralsekretär der NATO Jamie Shea bei einer Konferenz in Potsdam. Wie viel Schaden ein Cyberangriff verursachen muss, damit der Bündnisfall eintritt, erwähnte der Brite jedoch nicht. „Wenn wir das bekannt geben, schrecken wir unsere Gegner nicht mehr ab.“
Cyberkämpfer der USA bis 2018 voll einsatzbereit
Die USA haben bereits 2013 mit dem Aufbau einer Truppe für den digitalen Krieg begonnen. Bis zum Jahr 2018 sollen die 6.000 Cyberkämpfer voll einsatzfähig sein. Unter ihnen befinden sich neben Soldaten auch Zivilisten aus dem IT-Sektor. Die Cyberkrieger sollen sowohl das Pentagon gegen Angriffe abschirmen als auch Angriffe auf feindliche Computernetzwerke durchführen. Die US-Regierung hat Milliarden in den Aufbau der Truppe gesteckt. Allein im laufenden Jahr lässt sich das Pentagon die Abteilung rund sieben Milliarden Dollar kosten, wie USA Today berichtet.
Auch die Bundeswehr hat längst mit dem Aufbau einer digitalen Kampftruppe begonnen, wie Spiegel Online berichtet. Die Bundeswehr verfügt bisher über zwei Zentren für die digitale Kriegsführung, das „Computer Emergency Response Teams“ (CERTBw) und das „Computer Netzwerke Operationen“ (CNO). Dem CERTBw gehören 40 Experten für Cyberabwehr an. Sie überwachen die rund 200.000 Computer von Heer, Marine und Luftwaffe und suchen diese nach Schadsoftware wie Trojanern oder Viren ab. Die offensive Einheit CNO umfasst 60 Soldaten, die in einer „vom Internet abgeschotteten Laborumgebung“ den Ernstfall proben. Sie könnten künftig auch offensiv im Cyberkrieg eingesetzt werden.