Der erwartete Umsatz von Privatjets geht erstmals seit 2009 wieder zurück. Der Einbruch der Rohstoffpreise hat dazu geführt, dass die Nachfrage in den Schwellenländern fällt. Für die Jahre 2015 bis 2025 werden deutlich weniger Bestellungen erwartet, als in den vergangenen Jahren.
Lieferungen von Privatjets in den Jahren 2015 bis 2015 werden einen Gesamtwert von 279 Milliarden Dollar haben, so das Ergebnis der jährlichen Befragung von Honeywell International Inc. zum Markt mit Luxusflugzeugen. Das ist ein Rückgang um 3,6 Prozent im Vergleich zu den Prognosen vor einem Jahr.
Dieser erste Rückgang seit dem Jahr 2009 ist Folge einer schwächeren Nachfrage aus Brasilien, Russland, Indien und China sowie der Konflikte im Mittleren Osten und Afrika, so Brian Sill, der Chef des Fluggeschäfts bei Honeywell International Inc.
„Einige der Probleme, die wir in den BRIC-Staaten [Brasilien, Russland, Indien und China] sehen, werden durch Nordamerika ausgeglichen, das weiter stark ist“, zitiert ihn Bloomberg. Auch Verzögerungen bei einigen Flugzeugmodellen hätten zum Rückgang der Nachfrage beigetragen.
Der Hersteller von Luftfahrtelektronik und kleinen Flugzeugmotoren Honeywell International Inc. teilte diese Ergebnisse beim größten Privatjetkongress mit, der jährlichen Verkaufsshow der National Business Aviation Association in Las Vegas. Danach werden die Lieferungen um 2,6 Prozent auf 9.200 Flugzeuge zurückgehen.
Große Flugzeuge, welche die Erholung nach der Finanzkrise anführten, werden nun weniger verkauft. Diese Jets, darunter die Gulfstream G550 und Bombardier Inc.’s Global 6000, sind vor allem bei Managern in den Schwellenländern beliebt, die darin Langstrecken in die Finanzcenter der Welt wie New York und London fliegen.
Die sich abkühlende Wirtschaft Chinas hatte Folgen für die Nachfrage nach Privatjets in ganz Asien, sagt Charles Park, Marketing-Chef beim Fluggeschäft von Honeywell International Inc. Auch Kürzungen der Regierungen sowie Chinas Kampagne gegen Korruption seien nicht gut für den Umsatz mit Privatjets.
Der Umsatz in Europa tritt auf der Stelle, da auch hier die Wirtschaft schwächelt und vor allem weil der Euro derzeit so schwach ist. Lateinamerika hingegen zeigt eine überraschende Stärke, so Charles Park. Mexiko, der größte Flugzeugmarkt der Region, treibe die Nachfrage nach Privatjets.
Die Umsätze in den USA sind entscheidend für die Flugzeughersteller wie Embraer SA und Textron Inc.’s Cessna. Cessna liefert 80 Prozent seiner Privatjets in die USA, sagt Kriya Shortt, Chef von Verkauf und Marketing bei Textron. Bei Embraer gehen rund 70 Prozent der Lieferungen in die USA. Im vergangenen Jahr lag der Anteil noch bei weniger als 60 Prozent.
Etwa 9 Prozent der privaten Flotten bestehen laut Honeywell aus gebraucht gekauften Jets. Im Jahr 2009 lag dieser Anteil noch bei 16 Prozent.
Auf dem Hochpunkt der Branche im Jahr 2008 wurden 1.136 Privatjets ausgeliefert. Der Umsatz im diesem Jahr liegt voraussichtlich bei 675 bis 725 Flugzeugen, ausgenommen umgebaute Linienflugzeuge und Einsteigerflugzeuge, so Honeywell. Diese Zahl wird nach Ansicht von Charles Park von Honeywell im kommenden Jahr zurückgehen.
Erst in den Jahren 2017 und 2018, wenn neue Modelle kommen, darunter Dassault Aviation SA‘s Falcon 5X, Gulfstreams G500 und Bombardiers Global 7000, könnten die Umsätze nach Ansicht von wieder steigen, hofft Charles Park von Honeywell.
Janine Iannarelli ist Chefin des Flugzeugmaklers Par Avion Ltd. aus Houston ist weniger optimistisch. Sie sagt: „Es gibt einen Mangel an Käufern, die Aktivitäten sind begrenzt, und die Preisekorrektur geht weiter.“