Im Durchschnitt werden in Deutschland jedes Jahr rund 21 Millionen Tonnen Weizenstroh produziert. Mehr als benötigt wird, denn für rund 7 bis 9 Millionen Tonnen gibt es keine spezifische Verwendung. Das junge Unternehmen istraw hat dafür eine Lösung. Das Stroh wird in Platten gepresst und eignet sich dann für den Innenausbau. Die dabei entstandenen Strohbauplatten sind aber nicht nur eine Alternative zum weit verbreiteten Gipskarton, sie verbessern zudem die Klimabilanz und schaffen auch ein angenehmeres Raumklima. Es lohnt sich also Strohbauplatten etwas näher zu betrachten.
Was sind Strohbauplatten?
Strohbauplatten sind Baustoffe, die aus gepressten und verarbeiteten Strohfasern hergestellt werden. Es können verschiedene getrocknete, einjährige Pflanzenfasern verwendet werden. Die Firma istraw bietet Strohbauplatten an, die aus Weizenstroh produziert werden. Neben den grundsätzlichen Materialeigenschaften hat dies einen weiteren Vorteil. Durch den Pressvorgang werden die im Stroh enthaltenen Lignine als eine Art Klebstoff genutzt. Dadurch kann auf zusätzliche Bindemittel verzichtet werden. Die Halme werden dauerhaft verpresst und verklebt, ohne dass gesundheitsschädliche Ausgasungen entstehen. Strohbauplatten können daher in allen Bereichen des Innenausbaus eingesetzt werden.
Strohbauplatten versus Gipskarton – Die Klimabilanz
Gebäude verursachen beim Bau aber auch im späteren Betrieb jede Menge klimaschädlicher CO2-Emissionen. Das soll sich in Zukunft ändern, beispielsweise durch energetische Sanierungen, effizientere Heizsysteme die primär aus erneuerbaren Energiequellen gespeist werden und innovative Baumaterialien. Dabei kommt dem Innenausbau eine ganz besondere Rolle zu, denn im Gegensatz zum Rohbau, lassen sich die verwendeten Materialien einfach und preiswert gegen nachhaltige Alternativen austauschen. Das gilt ganz besonders für Strohbauplatten, die als Alternative zu Gipskartonplatten immer öfter im Trockenausbau zum Einsatz kommen.
Ein direkter Vergleich der CO2-Emissionen von Gipskarton und Strohbauplatten zeigt die gravierenden Unterschiede. Während bei einem Quadratmeter Gipskarton rund 16 Kilogramm CO₂-Äquivalent emittiert werden, sind dies bei Strohbauplatten etwa 106 Kilogramm CO₂-Äquivalent (istraw Strohbauplatten der 2. Generation), die allerdings nicht emittiert, sondern gebunden werden. Dadurch sind Strohbauplatten nicht nur klimaneutral, sondern klimanegativ. „Keine andere Technologie ermöglicht es derzeit, in so hohem Maße CO2e in Baukonstruktionen real und virtuell dauerhaft zu binden“, sagt Marcel Burgstaller, Gründer und CEO von istraw.
Ein direkter Vergleich der CO2-Emissionen von Gipskarton und Strohbauplatten zeigt die gravierenden Unterschiede. Während bei einem Quadratmeter Gipskarton rund 16 Kilogramm CO₂-Äquivalent emittiert werden, sind dies bei Strohbauplatten etwa 106 Kilogramm CO₂-Äquivalent (istraw Strohbauplatten der 2. Generation). „Keine andere Technologie ermöglicht es derzeit, in so hohem Maße CO2e in Baukonstruktionen real und virtuell dauerhaft zu binden“, sagt Marcel Burgstaller, Gründer und CEO von istraw.
Strohbauplatten ermöglichen mehr Nachhaltigkeit im Gebäudesektor
In der Praxis kommen bislang allerdings hauptsächlich Gipskartonplatten zum Einsatz. Konkret wurden im vergangenen Jahr rund 281 Millionen m² gipsbasierte Platten verbaut. Das soll sich nach den Vorstellungen von Marcel Burgstaller ändern. Rückenwind erhält er von der gesellschaftlichen Stimmung und nicht zuletzt auch von der Politik. Nachhaltigkeit spielt nämlich im Gebäudesektor eine immer größere Rolle. „Das hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert“, so Burgstaller. „Dadurch sind auch neue Produkte gefragt, die häufig von neuen Akteuren kommen.“ Einer dieser neuen Akteure ist istraw, ein noch junges Unternehmen, das allerdings schon auf einige erfolgreiche Jahre zurückblicken kann. Inzwischen kamen die Strohbauplatten von istraw schon in über 1.000 Referenzobjekten zum Einsatz. Rund 550.000 Euro Umsatz hat das Unternehmen damit im Jahr 2022 umgesetzt. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Vor allem durch die EU-Taxonomie wurden die Vergabekriterien für Immobilienprojekte nochmal etwas verschärft. Wer heute an preiswerte Hypothekarkredite kommen will, muss dafür einige sogenannte ESG-Kriterien erfüllen. Ein möglichst niedriger Carbon Footprint gehört dazu. Genau damit kann die Strohbauplatte punkten. Das wird auch in der Immobilienbranche gesehen, für die alternative nachhaltige Baumaterialien wie eben die Strohbauplatten für den Innenausbau längst ein großes Thema ist. Im vergangenen Jahr konnte Marcel Burgstaller für die Entwicklung der istraw-Strohbauplatten den Vonovia Innovationspreis entgegennehmen.
Vorteile von Strohbauplatten
Umweltfreundlich: Strohbauplatten sind aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und tragen somit zu einer Verringerung der Abhängigkeit von nicht-erneuerbaren Ressourcen bei. Ihre Produktion erzeugt im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen einen geringeren CO2-Ausstoß.
Hervorragende Isolation: Stroh ist ein natürlicher Isolator und bietet ausgezeichnete thermische und akustische Eigenschaften. Gebäude, die mit Strohbauplatten isoliert sind, können den Energieverbrauch für Heizung und Kühlung erheblich reduzieren.
Atmungsaktivität: Strohbauplatten ermöglichen eine natürliche Feuchtigkeitsregulierung, was zur Schaffung eines gesunden Raumklimas beiträgt. Sie können Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben, wodurch die Bildung von Schimmel und Feuchtigkeitsschäden reduziert werden kann.
Geringer Energieaufwand: Die Herstellung von Strohbauplatten erfordert im Allgemeinen weniger Energie im Vergleich zu konventionellen Baustoffen wie Beton oder Stahl.
Einfache Verarbeitung: Strohbauplatten lassen sich relativ einfach zuschneiden und montieren, was die Bauzeit reduzieren kann.
Einsatzmöglichkeiten von Strohbauplatten
Das Unternehmen istraw bringt Strohbauplatten wieder in den Blickpunkt der Baubranche. Tatsächlich gab es bereits in den 1970er-Jahren eine Phase, in der Strohbauplatten im Hausbau eingesetzt wurden. Damals erfreuten sie sich vor allem in Großbritannien einer großen Beliebtheit. Marcel Burgstaller ist vor einigen Jahren im Rahmen einer Recherche auf die Vorteile gestoßen und hat das Potenzial schnell erkannt. (Im Interview mit SQUAREVEST erläutert Marcel Burgstaller wie er die Strohbauplatte für sich entdeckte und welche Pläne er mit istraw hat).
Seitdem hat er die Strohbauplatten weiterentwickelt, ihre Herstellung dezentral organisiert und sie für die Baubranche interessant gemacht. Eine Vielzahl an Beispielen zeigt, wie die Platten im modernen Wohnungsbau eingesetzt werden können. Unterschiedliche Materialstärken sind standardmäßig verfügbar, aber auch Maßanfertigungen sind möglich. Weil Strohbauplatten eine hohe Eigenstabilität haben, können sie teilweise ohne zusätzliche Dübel oder Ständerwerk eingesetzt werden.
FAQ zu Strohbauplatten
- Sind Strohbauplatten haltbar?
Ja, Strohbauplatten sind haltbar und können bei ordnungsgemäßer Verarbeitung und Pflege eine lange Lebensdauer haben.
- Wie wird der Brandschutz sichergestellt?
Strohbauplatten können mit feuerhemmenden Materialien behandelt werden, um den Brandschutz zu verbessern. Zudem werden oft andere bauphysikalische Maßnahmen ergriffen, um die Brandsicherheit zu gewährleisten.
3. Wie teuer sind Strohbauplatten?
Im Vergleich zu Gipskartonplatten sind Strohbauplatten etwas teurer. Durch die zunehmende Verbreitung wird der Preis voraussichtlich weiter sinken. Eventuell können durch den Einsatz von Strohbauplatten allerdings günstigere Finanzierungskosten erzielt werden. Die Strohbauplatten von istraw werden zudem regional oder direkt vor Ort auf der Baustelle produziert. Dadurch lassen sich die Transportkosten deutlich senken.
- Sind Strohbauplatten überall verfügbar?
Noch sind Hersteller wie istraw in der Wachstumsphase und bauen ihre Kapazitäten weiter aus. Allerdings lassen sich schon heute die von der Bauindustrie erwarteten Mengen herstellen. Eine Skalierung ist zudem schnell möglich.
5. Sind spezielle Kenntnisse für den Bau mit Strohbauplatten erforderlich?
Jeder, der mit Gipskartonplatten umgehen kann, wird sich ganz schnell an Strohbauplatten gewöhnen. Die Verarbeitung ist ähnlich einfach und schnell zu erlernen. Für einige spezifische Kenntnisse bei der Verarbeitung haben Hersteller wie istraw Schulungsmaterialien vorbereitet.
(TF)