Die Ausbreitung von Staatsanleihen mit Negativzinsen schreitet voran. Inzwischen haben Staatsanleihen im Wert von knapp 12 Billionen Dollar negative Zinsen. Investoren erwarten offenbar, dass die Zentralbanken ihre Ankaufprogramme ausweiten.
Der Umfang der weltweiten Staatsanleihen mit negativen Zinsen ist im Juni um rund 1,3 Billionen Dollar auf nunmehr 11,7 Billionen Dollar angestiegen, berichtet die Ratingagentur Fitch. Niedrige Zinsen spiegeln negative wirtschaftliche Aussichten wider sowie Erwartungen, dass die Zentralbanken Geld in die Finanzmärkte pumpen.
Staatsanleihen mit Negativzinsen sind sichere Verluste
Die immer niedrigeren Zinsen gehen einher mit immer höheren Preisen für die entsprechenden Staatsanleihen. Der Preisanstieg bei Staatsanleihen kann deren Besitzern massive Gewinne bringen, wenn sie rechtzeitig wieder verkaufen. Wer hingegen Staatsanleihen mit negativen Zinsen kauft und sie bis zum Ende ihrer Laufzeit hält, der macht einen garantierten Verlust.
Vor allem der Umfang der längerfristigen Staatsanleihen ist gewachsen. Der Umfang der bis zu einjährigen Staatsanleihen beträgt rund 3,2 Billionen Dollar, der Umfang der 1- bis 7-jährigen Staatsanleihen beträgt rund 5,8 Billionen Dollar und der Umfang der längerfristigen Staatsanleihen weltweit beträgt rund 2,6 Billionen Dollar (siehe Grafik).
Die wachsende Menge an langfristigen Staatsanleihen mit negativen Zinsen zeigt die Herausforderungen, vor denen die Anleiheinvestoren stehen. Versicherungen etwa benötigen diese Anleihen, um passende Vermögenswerte für ihre langfristigen Verpflichtungen zu finden. Wenn die Zinsen ins negative fallen, vergrößert dies die Probleme dieser Investoren.
Japan und Deutschland haben bereits 10-jährige Staatsanleihen mit Negativzinsen
Im Verlauf der ersten Jahreshälfte haben Bundesanleihen laut Bloomberg eine Rendite von 7 Prozent gebracht. Mitte Juni fielen die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen erstmals unter Null. Britische Staatsanleihen (Gilts) haben Investoren im Verlauf der ersten Jahreshälfte 11,5 Prozent Rendite gebracht und US-Staatsanleihen 5,5 Prozent.
Vor allem Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten verzeichneten zuletzt deutliche Wertsteigerungen. Die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen fielen am Freitag auf 1,44 Prozent. Die Zinsen für britische Gilts liegen aktuell bei 0,86 Prozent, für Bundesanleihen bei minus 0,13 Prozent und für japanische Anleihen sogar bei minus 0,25 Prozent. US-Anleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren erreichten ein Allzeittief von 2,2 Prozent.
Die Europäische Zentralbank und die japanische Zentralbank haben bereits negative Leitzinsen angesetzt. Die Märkte sehen nach dem Brexit-Votum eine Wahrscheinlichkeit von rund 75 Prozent, dass die US-Notenbank Federal Reserve im Verlauf der nächsten zwölf Monaten den Leitzins bei nur 0,25 Prozent belassen wird.
Die anhaltende Ausbreitung der Negativzinsen hat zuletzt zu einem Run auf Edelmetalle geführt. Denn die Opportunitätskosten der Lagerung von Gold oder Silber entfallen. Der Goldpreis ist nunmehr seit fünf Wochen angestiegen. Mit einem Plus von mehr als 11 Prozent hatte Silber seine beste Woche seit August 2013.