Kauft China gerade die wichtigste Firma der Welt?

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Die japanische Firma SoftBank hat die britische ARM Holdings gekauft, den Weltmarktführer beim Chip-Design. Einiges spricht dafür, dass China hinter dem Deal steckt. Das Land will eine eigene Halbleiterindustrie aufbauen.

China SoftBank ARM Holdings
ARM Holdings ist Weltmarktführer beim Chip-Design für mobile Geräte. (Screenshot: YouTube/Reuters)

Am Montag hat der in Japan ansässige Internetkonzern SoftBank angekündigt, den Chip-Hersteller ARM Holdings zu kaufen. Das britische Unternehmen ist nicht nur Marktführer bei mobilen Geräten. Sein Einfluss wächst auch bei allen anderen elektronischen Geräten rasant. Der Kaufpreis liegt bei 32 Milliarden Dollar.

Der Gründer von ARM Holdings, Hermann Hauser, sprach gegenüber dem BBC von einem „traurigen Tag für die Technologie in Großbritannien“. Der Verkauf seines Chip-Herstellers an SoftBank bedeute, dass die Zukunft der Technologie nicht mehr Großbritannien entschieden wird, sondern in Japan.

ARM Holdings designt und lizensiert Halbleiter. Die Designs sind das Herzstück entscheidender Komponenten von Smartphones, Tablets und TVs. Die meisten Tablets und Handys nutzen heute Qualcomm-Chips. Diese Chips mit einem Umsatz von 26 Milliarden Dollar im letzten Jahr beruhen auf Designs von ARM Holdings.

Laut einem Bericht von Bloomberg sieht SoftBank-Vorstand Masayoshi Son die Zukunft von ARM Holdings im sogenannten Internet der Dinge. Dabei geht es um mit dem Internet verbundene Produkte wie Straßenlampen, Klimaanlagen, Waschmaschinen und Drohnen. ARM hält somit den Schlüssel zur Zukunft der Elektronik.

Steckt in Wahrheit China hinter dem Deal mit ARM Holdings?

Nach Ansicht SouthBay Research steckt in Wahrheit China hinter dem Deal. Nach Flugzeugen bewirkt die Nachfrage nach Halbleitern einen entscheidenden Kapitalabfluss aus China nach Südkorea oder Taiwan. Zudem stärkt eine einheimische Halbleiterproduktion die nationale Sicherheit, etwa im Bereich der Supercomputer.

Daher hat die chinesische Regierung die Schaffung einer heimischen Halbleiterindustrie zu einem ihrer wichtigsten Ziele gemacht. Der schnellste Weg zu diesem Ziel ist die Übernahme ausländischer Unternehmen.

Doch die direkte Übernahme des weltweit führenden Halbleiterunternehmens ARM Holdings durch China wäre im Westen vermutlich auf politischen Widerstand gestoßen. Daher haben die Chinesen nun offenbar den Weg über das in Japan ansässige Unternehmen SoftBank gewählt.

SoftBank ist de facto eine chinesische Firma

SoftBank besitzt Yahoo Japan und Sprint und ist eigentlich im Telekommunikations- und Internetsektor tätig. Der Kauf eines Halbleiterunternehmens ist überraschend, gerade auch vor dem Hintergrund, dass SoftBank bereits Schulden im Umfang von 89 Milliarden Dollar hat und sich für den Zukauf von ARM um weitere 32 Milliarden Dollar verschulden muss.

SoftBank hat auch großen Einfluss im chinesischen Internetsektor. So hat das Unternehmen zum Beispiel Alibaba finanziert und kontrolliert 32 Prozent dieser riesigen Handels- und Kommunikationsplattform.

Mittels Alibaba dominiert SoftBank große Teile des chinesischen Internetsektors. Denn Alibaba hat wiederum in die führenden Internetfirmen Chinas investiert, darunter der größte chinesische Mikroblogging-Dienst Weibo.

Möglicherweise ist SoftBank also nur der vorübergehende Besitzer von ARM Holdings, und der letztendliche Käufer wird China sein.