So sparen die Deutschen in Zeiten niedriger Zinsen

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Die meisten Deutschen verfolgen weiterhin eine konservative Anlagestrategie: Sicherheit und Flexibilität sind ihnen wichtiger als Rendite. Gefragte Anlageformen sind daher heute vor allem Sichteinlagen, Investmentfonds und Versicherungen. Und aufgrund steigender Einkommen sparen die Deutschen sogar wieder mehr.

In Zeiten niedriger Zinsen findet der starke Zuwachs der Einlagen fast ausschließlich bei den Sichteinlagen statt. (Foto: Dennis Skley)
In Zeiten niedriger Zinsen wachsen die Einlagen fast nur im Bereich der Sichteinlagen. (Foto: 1 Euro Cent von Dennis Skley/CC BY-ND 2.0)

„In diesem Jahr dürfte das Geldvermögen um 3,1 Prozent auf 5,4 Billionen Euro wachsen“, schreibt der Ökonom Michael Stappel im aktuellen DZ Bank Wirtschaftsbrief. Und im Jahr 2016 steige das private Geldvermögen der Deutschen auf 5,7 Billionen Euro.

Zwar nehmen die Vermögen der Deutschen langsamer zu, als bisher angenommen. Doch in Zeiten des Niedrigzinses ist schon ein relativ geringer Anstieg der Geldvermögen bemerkenswert: Die Deutschen werden reicher, obwohl sie fast keine Zinsen bekommen.

Deutsche sparen mehr, weil Einkommen wachsen

Das Wachstum der privaten Geldvermögen ergibt sich fast ausschließlich aus den Ersparnissen der Bürger, die sie aus ihren laufenden Einkommen abzweigen. Die Deutschen sind zu großen Teilen eben doch eher eifrige Sparer, als verantwortungslose Konsumenten.

Derzeit legen 76 Prozent der Deutschen mehr oder weniger regelmäßig Geld zurück, so eine aktuelle Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank. Zudem steigt die Zahl der Sparer wieder. Nur 11 Prozent der Deutschen sparen überhaupt nicht mehr. Ein Jahr zuvor waren dies noch 16 Prozent.

Die private Sparquote in Deutschland steigt 2015/2016 nach Prognosen der DZ Bank leicht auf 9,7 Prozent. Grund für die höhere Sparquote sind laut DZ Bank die höheren verfügbaren Einkommen. Vor allem die Senioren können von der Rentenerhöhung 2016 profitieren.

Insgesamt steigen die Einkommen der Deutschen dieses Jahr um 2,7 Prozent und im kommenden Jahr um weitere 2,6 Prozent. Dies liegt vor allen an der niedrigen Preisinflation, vor allem bei den Energiepreisen.

Die Deutschen sind keine Renditejäger

Dass die privaten Vermögen in Deutschland nicht stärker wachsen, ist Folge der geringen Risikobereitschaft der Deutschen. Nach aktuellen Berechnungen der Deutschen Bundesbank liegen noch immer mehr als 2 Billionen Euro auf deutschen Sparkonten, wo es fast überhaupt keine Rendite mehr gibt.

„Gerade auch in Zeiten großer Unsicherheiten aufgrund niedriger Zinsen zeigen sich die deutschen Tugenden der Sparsamkeit und Vorsicht“, sagt auch das Vermögensbarometer 2015 der Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband, für den 1.900 Menschen befragt wurden. Die Risikoaversion zeigt sich auch bei der Reihenfolge der wichtigsten Kriterien beim Vermögensaufbau:

  1. Sicherheit
  2. Flexibilität
  3. Verfügbarkeit
  4. Rendite

Weniger Spareinlagen und weniger Aktien

Allein im ersten Halbjahr 2015 stiegen die privaten Bankeinlagen der Deutschen um fast 45 Milliarden Euro. Dieser starke Zuwachs der Einlagen fand jedoch fast ausschließlich im Bereich der Sichteinlagen statt. Termin- und Spareinlagen sowie Rentenpapiere wurden weiter abgebaut. Dieser seit langem beobachtbare Trend dürfte sich weiter fortsetzen.

Bei den Direktanlagen in Aktien gab es im ersten Quartal 2015 sehr hohe Abflüsse. Offenbar haben viele Anleger nach den historischen Dax-Höchstständen Gewinne mitgenommen. Das heißt jedoch nicht, dass sich die Deutschen sich komplett von der Börse abwenden. Vielmehr ist es so, dass sie zunehmend Investmentfonds als Anlagealternative nutzen.

Deutsche setzen stärker auf Investmentfonds

„Vor dem Hintergrund anhaltend niedriger Zinsen und unsicherer Perspektiven für die Direktanlage in Aktien werden Investmentfonds von vielen Anlegern offenbar als vertretbarer Kompromiss angesehen“, schreibt der DZ-Ökonom Michael Stappel. Daher sei in den Jahren 2015 und 2016 mit einer weiterhin hohen Geldvermögensbildung in Form von Fonds zu rechnen.

Im Rahmen des Vermögensbarometer 2015 der Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband wurde auch gefragt, welche Anlageformen die Deutschen in Zeiten niedriger Zinsen für geeignet halten. Hier liegen die Investmentfonds immerhin auf Platz vier hinter Sachwerten, Aktien und Immobilien. Das Sparbuch liegt abgeschlagen auf Platz 5.

Dieselbe Studie zeigt, dass nur 6 Prozent der Deutschen sich aktiv mit dem Thema Geldanlage in Zeiten niedriger Zinsen befassen und sozusagen auf eigene Faust ihre Geldanlagen neu ordnen. Nur jeder Siebte glaubt, dass er selbst über ein sehr gutes Wissen in der Welt der Wertpapiere verfügt.

Deutsche investieren weiter stark in Immobilien

„Die in den letzten Monaten stärker steigenden Wohnungsbaugenehmigungen deuten darauf hin, dass ein größerer Teil der Ersparnis in die Sachinvestitionen in Form von Immobilien fließt“, schreibt der DZ-Ökonom.

Laut dem Vermögensbarometer halten 53 Prozent der Deutschen das Eigenheim für das beste Mittel zum Vermögensaufbau. Dieser Anteil ist im Vergleich zu den Jahren 2013 (50 Prozent) und 2014 (52 Prozent) erneut leicht gestiegen.

„Gefragt sind vor allem Sichteinlagen, Investmentfonds und Versicherungen“, so das Fazit des DZ-Ökonomen. Und deshalb werde das private Vermögen der Deutschen nur langsam wachsen. Das Niedrigzinsumfeld bleibe der Bremsklotz für den Vermögensaufbau der Bürger, auch wenn sich aufgrund der niedrigen Preisinflation real ein „recht ordentlicher Vermögensanstieg“ zeige.

1 COMMENT

  1. Was in dem Artikel fehlt: Die Geldvermögen der einen sind die Schulden der anderen. Laut dem aktuellen Schuldenatlas sind 6,7 Millionen erwachsene Deutsche überschuldet (44.000 Menschen mehr als im Vorjahr). Das heißt fast jeder zehnte Deutsche über 18 Jahre ist nicht mehr in der Lage, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen!

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