Derzeit ist Gold mehr als 80-mal so teuer wie Silber. Damit ist Silber historisch betrachtet relativ billig. Ein Anstieg des Silberpreises ist zu erwarten. Auch das fallende Angebot und die steigende Nachfrage signalisieren, dass Silber mehr Chancen als Gold bietet.
Neben Münzen und Barren aus Gold eignet sich auch physisches Silber als Bestandteil eines krisenfesten Portfolios. Denn wie Gold behält auch Silber in Systemkrisen seinen Wert. Zudem weist das weiße Metall eine höhere Liquidität auf. Denn mit Silbermünzen könnte man im Notfall auch Dinge des täglichen Bedarfs bezahlen.
Silber findet sich längst nicht mehr nur in Münzen, Besteck oder Schmuck, sondern in fast jedem Elektrogerät. Mehr als die Hälfte der Silbernachfrage kommt heute aus industriellen Anwendungen. Das ist ein Argument dafür, dass der Silberpreis anfälliger ist für Wirtschaftskrisen.
Warum Silber mehr Chancen als Gold bietet
Doch die Argumente für Silber sind schwer von der Hand zu weisen. So kommt derzeit nur etwa zehnmal so viel Silber aus den Bergwerken wie Gold. Trotzdem ist der Goldpreis derzeit 80-mal so hoch wie der Silberpreis. Gold kostet am Dienstagnachmittag rund 1.110 Euro pro Unze, Silber hingegen nur 13,73 Euro pro Unze.
„Das Verhältnis wird sich auf zehn bis 20 zu eins einengen. Diese Bewegung ist unvermeidbar und nur eine Frage der Zeit“, zitiert FOCUS Keith Neumeyer, den Vorstandschef des Silberproduzenten First Majestic Silver.
Tatsächlich folgte auf eine Phase mit einer Gold-Silber-Ratio von über 80 in der Folge meist eine relative Stärke des Silberpreises. Silber wurde relativ zu Gold wieder teurer. Für Anleger bietet dies mitunter gute langfristige Chancen sowohl mit physischem Silber als auch mit Aktien der Silberproduzenten.
„Der Silbermarkt ist in einem Angebotsdefizit, und die Lager wurden in den vergangenen Jahren abgebaut“, sagt Keith Neumeyer. „Im Vergleich zu Gold ist Silber stark unterbewertet. Ich kann mir durchaus einen dreistelligen Silberpreis vorstellen.“
Gold wird gehortet, Silber wird verbraucht
Beim Gold dominiert die Investment-Seite und Schmuckherstellung. Beim Silber hingegen wird mehr als die Hälfte der Nachfrage für industrielle Zwecke verwendet. Rund 1,6 Millionen Unzen Silber werden pro Jahr in Laptops, Solarzellen, Fernsehern und Handys verbaut.
Zudem wird nur ein geringer Teil des industriell verbauten Silbers später wieder recycelt. Die Recycling-Rate für Silber aus Elektroschrott liegt heute bei gerade einmal 15 Prozent. Auch dies spricht dafür, dass Silber mehr Chancen als Gold bietet.
Ein starker Wachstumsmarkt für den Silberabsatz dürfte weiterhin die Solarindustrie sein. Analysten der kanadischen Scotiabank gehen davon aus, dass die Silbernachfrage für Photovoltaikzellen von 1.863 Tonnen im Jahr 2014 auf jährlich rund 3.600 Tonnen ab 2018 steigen könnte.
Silbernachfrage steigt, Silberangebot geht zurück
Zuletzt konnte wurde Silber aber auch wieder verstärkt als Investment genutzt. Aus Furcht vor stärkerer Inflation, vor einem Bargeldverbot und vor Bankenpleiten nehmen Anleger wieder vermehrt Gold und Silber als Absicherung ins Portfolio auf.
Der relativ zu Gold niedrige Silberpreis macht das weiße Metall dabei besonders attraktiv. Für dieses Jahr wird daher ein Defizit am Silbermarkt erwartet. Bereits 2015 lag die Nachfrage um 1.328 Tonnen höher als das Angebot und musste aus der Lagerhaltung ausgeglichen werden.
Zudem wird die Silberproduktion voraussichtlich etwas zurückgehen. Denn nur 44 Prozent des weltweit geförderten Silbers kommen aus Silber- oder Goldminen. Der Großteil des Silbers fällt als Beiprodukt in Kupfer-, Blei- und Zinkminen an. Doch im Industriemetallsektor kommt es wegen der niedrigen Rohstoffpreise zu erheblichen Produktionseinschränkungen.
Minen-Aktien bieten überproportionale Chancen
Insgesamt muss diese Angebot-Nachfrage-Situation den Silberpreis irgendwann wieder nach oben ziehen. Denn auch die weltweiten Silberlager leeren sich. Für die Silberproduzenten gab es in den vergangenen Jahren nicht viel zu verdienen. Nur das erfolgreiche Herunterfahren der Abbaukosten verhinderte viele Pleiten.
Die Silberförderung kostete vor drei Jahren noch rund 21 US-Dollar pro Unze, heute dagegen nur noch 13 Dollar. Ein Grund dafür sind die fallenden Energiepreise. Die Silberkonzerne mussten ihre Produktion rationalisieren und automatisieren. Bei einem anziehenden Silberpreis dürften ihre Gewinne überproportional anziehen und auch die Aktienkurse massiv steigen.
Nachteile des Silber-Investments
Physisches Silber in der Form von Münzen und Barren ist wie physisches Gold ein Grundbaustein, um größere Portfolios krisenfest zu machen. Zwar bietet Silber mehr Chancen als Gold, doch das weiße Metall hat auch einige Nachteile, die man beim Investment bedenken muss.
Denn während man beim Kauf von Goldmünzen und Goldbarren lediglich einen minimalen Aufschlag auf den reinen Metallpreis zahlt, liegt bei Silberbarren allein schon die Mehrwertsteuer bei 19 Prozent. Auch bei Silbermünzen zahlt man im Laden einen deutlichen Aufpreis zum Materialwert.
Zudem braucht man relativ zu Gold mehr als 80-mal so viel Platz, um dasselbe Vermögen in Form von Silber zu lagern. Alternativen zur Verwahrung im eigenen Tresor sind daher physisch mit Silber hinterlegte ETCs (Exchange Traded Commodities) oder Edelmetalllager, die das Silber ohne Zoll und ohne Mehrwertsteuer verwahren. Dafür nehmen sie allerdings eine Verwahrgebühr.