Russland hat die USA als führender Weizen-Exporteur der Welt verdrängt. Die Bauern des Landes investieren massiv in Technologie und profitieren von idealem Wetter. Daher ist der russische Weizen heute billiger und von hoher Qualität.
Mehr als fünf Jahrzehnte lang waren die USA der größte Weizenexporteur der Welt. Doch das zweite Jahr in Folge steht nun Russland an der Spitze. Aufgrund des schwachen Rubels haben die russischen Bauern einen klaren Preisvorteil. Zudem profitieren sie vom hervorragenden Wetter und von den steigenden Investitionen.
In der aktuellen Saison, die im Juli begonnen hat, wird Russland laut Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums 25,5 Millionen Tonnen Weizen verkaufen. Die weltweite Produktion wird das vierte Jahr in Folge steigen. Die gelagerten Vorräte waren noch nie so groß. Weizen ist so billig wie zuletzt im Jahr 2007.
„Das Schwarze Meer hat derzeit so viel zum Verkaufen, und die Qualität ist auch besser als erwartet“, zitiert Bloomberg den Rohstoff-Risikomanager Matt Ammermann beim Termin- und Optionenhändler INTL FCStone im US-Bundesstaat Minnesota.
Der in den Häfen des Schwarzen Meers verschiffte Weizen kostete letzten Freitag 165 Dollar pro Tonne. Das ist fast 15 Dollar billiger als der Weizen, der im französischen Hafen Rouen verschifft wird. Frankreich droht wegen starker Fluten in diesem Jahr eine Weizenernte von schlechterer Qualität.
Russlands Anteil am Weltmarkt für Weizen wächst weiter
Weltweit wird Russland in der laufenden Saison rund 16 Prozent des Weizenmarktes einnehmen. Im vergangenen Jahr waren es laut dem in Kiew ansässigen UkrAgroConsult noch 14,4 Prozent.
Frankreichs Marktanteil wird von 12,1 Prozent im letzten Jahr auf 11 Prozent zurückgehen. Der Marktanteil der USA wächst voraussichtlich auf 14,9 Prozent, ist aber dennoch kleiner als der Marktanteil der Russen. UkrAgroConsult-Chef Sergey Feofilov sagt:
Russlands Lage im Weizenmarkt verändert sich, weil die russischen Bauern im letzten Jahr hohe Profite mit dem Verkauf ihrer Ernte gemacht haben. Diesen haben sie genutzt, um in bessere Materialien und Technologie zu investieren. Hinzu kommen fast ideale Wetterbedingungen.
„Wir sind optimistische im Hinblick auf die russische Weizenproduktion bis 2020, und der Rubel wird über diesen Zeitraum schwach bleiben“, sagt Alexandre Andrey, Analyst beim Marktforscher BMI Research. Russland befinde sich daher in einer hervorragenden Position, um gegen Frankreich, Rumänien und die Ukraine zu konkurrieren.