Produkte aus Kaffeesatz: Hausmittel, Beton, Textilien und Dünger

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Jedes Jahr fallen mehrere Millionen Tonnen Abfall durch verbrauchten Kaffee an, der in der Regel auf der Mülldeponie landet, obwohl es zahlreiche Produkte aus Kaffeesatz gibt. Deutschland liegt im weltweite Vergleich nur auf Platz 12, wenn es um den Pro-Kopf-Verbrauch von Kaffee geht. Die Marke von 10 Millionen Tonnen Kaffee wurde im Jahr 2018 zum ersten Mal geknackt, aber ist 2021 wieder gefallen. Kaffeesatz eignet sich als Hausmittel, in der Bauindustrie, aber auch für Möbel und Textilien.

Produkte aus Kaffeesatz: Hausmittel, Beton, Textilien und Dünger
Produkte aus Kaffeesatz: Hausmittel, Beton, Textilien und Dünger

Die besten Hausmittel mit Kaffeesatz

Pro 100 Gramm verbrauchtem Kaffee entsteht etwa 91 Gramm Kaffeesatz. Von einem Kilo Kaffee bleiben also etwas mehr als 900 Gramm für die Mülltonne übrig. Ein Problem ist, dass Kaffee auf den Mülldeponien Methangas abgibt, ein starkes Treibhausgas. Der verbrauchte Kaffeesatz enthält noch etwa 18 % Öl und hat viele weitere Eigenschaften, um als Hausmittel verwendet werden zu können. Es lassen sich viele Produkte aus Kaffeesatz herstellen, um einer Kreislaufwirtschaft näherzukommen.

Kaffeesatz ist natürlicher Dünger

Eine sehr einfache, aber effektive Lösung für die Verwendung von Kaffeesatz ist als Dünger. Egal ob im Garten, auf der Terrasse oder im Zimmer, finden sich viele Pflanzen, die das Kalium, den Phosphor und Stickstoff aus dem Kaffeesatz benötigen. Den Kaffeesatz abkühlen lassen und mit etwas Wasser oder Erde vermischt, entsteht ein Düngemittel für fast jede Pflanze. Bei Zimmerpflanzen ist Vorsicht geboten, da Pilze auch sehr gut im Kaffeesatz wachsen und sich daher schnell Schimmel bilden kann. Im Garten kann man bei Rosen, Rhododendren und Hortensien den kalten Kaffeesatz einfach auf die Erde geben und ganz normal gießen. Öfters als 1x pro Woche sollte man nicht mit Kaffeesatz düngen, da dieser sauer ist und der Boden dadurch versauern kann.

Im Jahr 2022 lag Luxemburg mit 9,98 kg Kaffee pro Kopf auf Platz ím internationalen Vergleich
Im Jahr 2022 lag Luxemburg mit 9,98 kg Kaffee pro Kopf auf Platz im internationalen Vergleich

Kaffeesatz gegen Ameisen, Blattläuse und Schnecken

Ein weiterer Vorteil von Kaffeesatz als natürlicher Dünger im Garten ist der Geruch, denn die meisten Schnecken, Ameisen und Blattläuse mögen Kaffee nicht. Um ein Problem mit Schnecken im Garten zu lösen, kann man einfach eine Mauer aus Kaffeesatz um das Beet ziehen. Gegen Blattläuse muss man einen Sud aus Kaffeesatz ansetzten, also noch einmal mit heißem Wasser versetzen und danach in die Sprühflasche geben.

Hat man nach dem Düngen noch Kaffeesatz übrig und ein störendes Ameisennest entdeckt, kann man den Kaffeesatz einfach am Nesteingang abladen. Der Geruch von Kaffee soll auch Wespen und Mücken vertreiben. Den Kaffeesatz also direkt da trocknen, wo man nicht gestört werden möchte.

Kaffeesatz als Reinigungsmittel

Kaffeesatz ist abrasiv, also ein Schleifmittel und kann helfen, Ablagerungen auf schwer zu reinigenden Oberflächen zu entfernen. Aufgrund seiner antibakteriellen und antiviralen Eigenschaften kann er sogar zur Desinfektion beitragen.

Wenn Sie die Reinigung mit Chemikalien vermeiden möchten, ist gebrauchter Kaffeesatz vielleicht einen Versuch wert. Mit einem kleinen Teil lässt sich z.B. das Waschbecken schrubben, solange der Abfluss dadurch nicht verstopfen kann. Kochgeschirr, Pfannen oder der Grill lässt sich ebenfalls damit „abschmirgeln“, aber man muss darauf achten, dass die Oberfläche nicht porös ist und sich mit dem Kaffee aufsaugen kann. Sonst gibt es braune Kaffeeflecken.

Peeling für die Haut mit Kaffeesatz

Die groben Partikel im Kaffeesatz wirken wie ein Peeling und helfen, Schmutz und abgestorbene Zellen von der Haut zu entfernen. Den Kaffeesatz einfach mit etwas Wasser oder Kokosnussöl vermischen und schrubben, mit den Händen direkt auf das Gesicht und den Körper zum Verreiben auftragen. Kaffeesatz kann auch mit einer kleinen Menge Honig vermischt und als Lippenpeeling verwendet werden.

Flecken durch Kaffee kennt jeder, aber zerkratzte Holzmöbel können mit Kaffeesatz einfach eingefärbt werden
Flecken durch Kaffee kennt jeder, aber zerkratzte Holzmöbel können mit Kaffeesatz einfach eingefärbt werden

Zerkratzte Holzmöbel mit Kaffeesatz retten

Wenn Sie Holzmöbel besitzen, haben Sie wahrscheinlich schon bemerkt, dass diese leicht zerkratzt werden können. Man sollte zuerst an einer kleinen Stelle testen, wie das Ergebnis nach der Behandelung mit Kaffee aussieht. Stellen Sie zunächst eine dicke Paste aus gebrauchtem Kaffeesatz und Wasser her. Reiben Sie die Paste dann mit einem Wattestäbchen in den Kratzer ein, lassen Sie sie 5-10 Minuten einwirken und wischen Sie sie dann mit einem Baumwolltuch ab. Da der Kaffeesatz Öl enthält, bleibt die Färbung nach der Behandlung länger erhalten. Soll das Holz dunkler werden, kann man den Vorgang ein paar Mal wiederholen.

Kaffeesatz macht Beton 30 % stabiler

In einer kürzlich veröffentlichten Forschungsarbeit aus Australien wurde ein nachhaltiger Beton aus Kaffeesatz hergestellt, der sogar noch 30 % stabiler als die klassische Mischung war und dabei 15 Prozent weniger Sand benötigt hat. Die Forscher haben ausgerechnet, dass die heimische Bauindustrie den gesamten Kaffeesatz aus der Heimat verwenden könnten, jedenfalls rechnerisch. Beton ist nicht immer gleich und wird an unterschiedlichen Anforderungen angepasst, indem die Mischung angepasst wird.

In dem Versuch konnten 123 kg Sand mit nur 14 kg Kaffeesatz ersetzt werden. Sand wird in der Bauindustrie zu einem immer wichtigeren Thema, da nur etwa 5 Prozent des weltweiten Sandes für Beton geeignet ist. Die Bauindustrie könnte sich zu einem der größten Abnehmer für Kaffeesatz entwickeln, wenn die neue Betonmischung marktreif ist. Damit könnte ein Großteil der jährlichen 10 Millionen Tonnen Kaffeesatz sinnvoll verarbeitet werden, da der Beton stabiler wird.

Ein weiteres vielversprechendes Produkt für eine nachhaltige Bauindustrie sind die Strohplatten von iStraw:

Strohbauplatten – die nachhaltige Alternative zum Gipskarton

Produkte aus Kaffeesatz

Kaffeebecher aus Kaffeesatz

Während seines Studiums in Italien fragte sich der Produktdesigner Julian Lechner, was mit dem Kaffeesatz passiert und welche Produkte man daraus herstellen könnte. Nach jahrelangem Experimentieren gründete Julian ein Start-up-Unternehmen, das gebrauchten Kaffeesatz und nachwachsende Rohstoffe (Klebstoffe) zur Herstellung innovativer, langlebiger Produkte wie Espresso- und Cappuccinotassen verwendet. Die Becher riechen also auch ohne Kaffee nach Kaffee und sind außerdem für die Spülmaschine geeignet. Seinen Kaffee aus einem Produkt aus Kaffeesatz zu trinken fühlt sich gut an und regt zum Nachdenken an und ist daher in vielen Cafes und Unternehmen beliebt.

Briketts zum Heizen aus Kaffeesatz

Das britische Unternehmen Bio-bean hat eine Methode entwickelt, um verbrauchten Kaffeesatz zu recyceln und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Das Unternehmen nutzt das im Kaffeesatz enthaltene Öl und verpresst es zu Biomassepellets und Holzscheite, die dann als Brennstoff für Industriekessel, Haushaltsöfen und Mehrstoffbrenner verwendet werden können und die Verwendung von Frischholz ersetzen. Die Produkte aus Kaffeesatz brennen obendrein 20 % heißer und länger als getrocknetes Holz.

Bio-bean hat den Restnährwert des Kaffeesatzes erkannt und eine Reihe von Extrakten aus Kaffeesatz hergestellt. Die Extrakte können als natürliche Aromastoffe in Lebensmitteln und Getränken verwendet werden; sie können auch kommerziell als Zusatz zu Kosmetika oder Farbstoffen eingesetzt werden. Wenn es um eine Kreislaufwirtschaft für Kaffee geht, ist Bio-bean sicherlich führend! Da der Kaffeesatz verdichtet wird, brennen die Holzscheite länger und heißer als herkömmliches Brennholz und verursachen 80 % weniger Emissionen als die Entsorgung des Kaffees auf der Mülldeponie. Sie sind ideal für Holzöfen und Feuerstellen, und das Beste daran ist, dass sie beim Verbrennen ein wunderbares Kaffeearoma verströmen!

Textilien aus Kaffeesatz

Es ist tatsächlich möglich, aus Kaffeesatz Textilien herzustellen. Die Methode wurde von einem Yoga Label aus Hong Kong (Rumi) verwendet, einem Schuhhersteller aus Finnland und für Bettwäsche aus Australien. Dazu werden die etwa 18 % Öl aus dem Kaffeesatz extrahiert und zu einem Garn verarbeitet. Mit dem Garn lassen sich dann beliebige Alltags- oder Kleidungsstücke herstellen. Ein Unternehmen aus Taiwan hat sich ganz auf die Herstellung von dem Produkt aus Kaffeesatz spezialisiert.

Ein Vorteil von den Textilien aus Kaffeesatz soll die bessere Abgabe von Schweiß sein. Aus den Ölen von Kaffeesatz werden noch viele weitere Produkte hergestellt. Duschcreme, Seife oder Raumduftspray gibt es im Handel zu erwerben.

Möbel aus Kaffeesatz

Der Verbundwerkstoff aus biologischen Bindemitteln, Mineralien und pflanzlichen Harzen aus Kaffeesatz sieht aus wie Granitstein, ist aber viel leichter. Nach der Verwendung ist das Material sogar biologisch abbaubar. Das Material ist wasser- und hitzebeständig und eignet sich daher für den Einsatz in Küchen und Bädern, z. B. in Form von Kacheln. Das Kaffeematerial kann mit handelsüblichen Bügel- und Tischsägen geschnitten werden.

Fließen, Tische, Lampen, Stühle, Schubladen und viele weitere Möbel lassen sich aus dem Kaffeesatzmaterial tischlern. Eine Lampe war eines der ersten Designs des Erfinders. Der Verbundwerkstoff kann auch in runde Formen gebracht werden und als Verkleidung für elektronische Geräte genutzt werden.

(TB)