Monaco: Steuervorteile nur noch mit Aufenthalts-Genehmigung

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Monaco Steuervorteile nur noch mit Aufenthalts-Genehmigung
(Foto: cremona daniel)

Ab diesem Jahr erhebt Monaco 35 Prozent Quellensteuer auf ausländische Zinseinkünfte. Zudem hat Monaco sein Bankgeheimnis aufgeweicht. Doch im Gegensatz zum Bankkonto lohnt sich ein privater Umzug ins Fürstentum auch in Zukunft. Denn Privatpersonen zahlen dort weder Einkommenssteuer noch Vermögenssteuer, noch Erbschaftssteuer, noch Kapitalertragssteuer.

Für deutsche Schwarzgeld-Anleger und Firmensitzjongleure hat Monaco an der französischen Côte d’Azur spätestens in diesem Jahr seine Steuerattraktivität verloren. Denn das Fürstentum ist der Zinsrichtlinie der Europäischen Union beigetreten. Danach werden ab diesem Jahr 35 Prozent Quellensteuer auf ausländische Zinseinkünfte erhoben und an das deutsche Finanzamt abgeführt.

Monaco steht damit in einer Reihe mit den europäischen Staaten Österreich, Belgien, Luxemburg, Schweiz, Liechtenstein, Andorra und San Marino. Statt Steuersünder zu melden, behalten sie lieber anonym die Quellensteuer ein und überweisen diese an den ausländischen Fiskus.

Da kann man sein Geld offenbar auch gleich in Deutschland lassen. Denn hierzulande wird auf Zinseinkünfte lediglich eine Abgeltungssteuer von 25 Prozent plus 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag erhoben.

Aufweichung des Bankgeheimnisses

Außerdem hat Monaco sein Bankgeheimnis aufgeweicht und am 27. Juli 2010 in Berlin ein Abkommen über den Informationsaustausch für Besteuerungszwecke unterschrieben.

Für Deutschland war dies ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung. Denn das Abkommen ermöglicht den deutschen Steuerbehörden den Zugang zu wichtigen Informationen, die für die Durchsetzung des deutschen Steuerrechts notwendig sind.

Hierunter fallen sowohl Bankdaten als auch Informationen zu Eigentumsverhältnissen. Der Datenzugang ist nicht davon abhängig, ob bereits ein Steuerstrafverfahren eröffnet wurde oder der Verdacht auf eine Steuerstraftat besteht.

Ein privater Umzug lohnt sich auch weiterhin

Aber dennoch lohnt sich nach wie vor für reiche Deutsche ein privater Umzug in den nur 2 Quadratkilometer großen Zwergstaat, in dem von den 34.000 Einwohnern die Hälfte Millionäre sind. Man ist praktisch unter sich, hat das ganze Jahr schönes Wetter und kann mit der Yacht zum Termin beim Finanzberater fahren.

Alle öffentlichen Plätze werden mit insgesamt 60 Kameras überwacht, die mit der Polizeizentrale verbunden sind. Hinzu kommen unzählige private Überwachungskameras und 500 patrouillierende private Security-Mitarbeiter.

Während Firmen Steuern zahlen müssen, zahlen Privatpersonen weder Einkommenssteuer noch Vermögenssteuer, noch Erbschaftssteuer, noch Kapitalertragssteuer.

Deutsche, die in den Genuss der monegassischen Besteuerung kommen möchten, müssen ihren Wohnsitz komplett ans Mittelmeer verlegen. „Deutschland darf auch nicht mehr der gewöhnliche Aufenthaltsort des Steuerzahlers sein“, sagte Rainer Spatscheck, Steuerstrafrechtler der Kanzlei Streck, Mack, Schwedhelm aus München im Focus.

Eine Aufenthaltsgenehmigung reicht für die Steuervorteile

Als Angehöriger der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft kann jede Person eine monegassische Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Nötig sind ein polizeiliches Führungszeugnis, eine eidesstattliche Versicherung, niemals strafrechtlich verurteilt worden zu sein.

Weiterhin benötigt man entweder einen von der monegassischen Arbeitsbehörde genehmigten Arbeitsvertrag oder einen anderen professionellen Arbeitsnachweis. Oder eine Genehmigung für die Gründung eines Handelsgeschäfts oder einer Firma – nebst Hinterlegung von 400.000 Euro oder einen Banknachweis, der ausreichend finanzielle Mittel für den Lebensunterhalt bestätigt.

Wer im Fürstentum ein Gewerbe betreiben will, braucht die ausdrückliche Genehmigung der monegassischen Regierung. Voraussetzung für eine Erteilung ist unter anderem der Nachweis über das Vorhandensein von entsprechenden Räumlichkeiten für den Geschäftszweck. Außerdem benötigt man zwei aktuelle Passfotos und einen Reisepass.

Bloß nicht so wie Boris Becker

Allerdings darf man es natürlich nicht wie Ex-Tennisstar Boris Becker machen, der im Oktober 2002 vom Landgericht München wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung, 300.000 Euro Geldstrafe und 200.000 Euro Zahlungen an gemeinnützige Einrichtungen verurteilt wurde, nachdem sich herausstellte, dass er seinen Hauptwohnsitz nur zum Schein in der Steueroase Monaco geführt hatte.

Beckers rumänischer Manager Ion Tiriac hatte seinem Jungstar schon im Dezember 1984 eine Wohnung an Monte Carlos Boulevard du Larvotto angemeldet, als Becker 16 Jahre alt war und lange bevor er nennenswerte Preisgelder erspielte und in Wimbledon zum Idol der Fans aufstieg. So umging Becker beispielsweise auch elegant die Wehrpflicht in Deutschland.

Monaco hat kein Heer. Die Verteidigung übernimmt Frankreich. Aber der Tennisspieler unterhielt auch Wohnungen in Deutschland, wo er sich aufhielt. Als der Schwindel aufflog, musste Becker zahlen. Bereits während des Strafprozesses hatte er 3,1 Millionen Euro Steuern nachgezahlt.

Becker zog wie auch die beiden Ex-Monaco-Bewohner Ralf und Michael Schumacher mit seiner Firma „Sportvermarktung Boris Becker und Co“ in die Schweiz. Dort gilt für Firmen eine Bundesgewinnsteuer von lediglich 8,5 Prozent, die sogar entfällt, wenn die Firmen lediglich ihren Verwaltungssitz dort haben. Diese Briefkastenfirmen müssen an die Kantone zwischen 3 und 7 Prozent lokale Steuern zahlen. In Deutschland müssen Firmen an die Kommunen 15 Prozent plus 5,5 Prozent Soli zahlen.

Monaco hat zehn Mal mehr Konten als Einwohner

In Monaco gibt es so gut wie keine Briefkastenfirmen und keine Kommunalsteuern. Der Stadtstaat lebt von der Mehrwertsteuer. Glücksspiel und Tourismus wurden inzwischen von der Finanzwirtschaft überholt, die inzwischen 30 Prozent der Wirtschaftskraft Monacos ausmacht. In dem Stadtstaat tummeln sich 40 Banken, darunter Größen wie die Schweizer Credit Suisse oder die Commerzbank.

Noch heute übersteigt die Zahl der Konten im Fürstentum die Zahl der Einwohner um das Zehnfache. Außerdem sind vor Ort 44 Gesellschaften aktiv, die sich auf die Verwaltung großer Vermögen oder Fonds spezialisiert haben. 90 Milliarden Euro verwalten die Finanzdienstleister dort. Davon liegen stattliche 78,1 Milliarden Euro im Fürstentum selbst. Pro Einwohner Monacos wären das also fast 2,3 Millionen Euro.

Doch die Porsches und Ferraris kann der Jetset nur im Umland ausfahren. Wegen der täglich 30.000 Arbeits-Pendler aus Frankreich und Italien sind die Straßen verstopft. Aus Platzgründen wurde schon die Eisenbahn samt Bahnhof unter die Erde verlegt. Darüber werden Hochhäuser gebaut. Man nennt Monaco wegen der Skyline bereits Klein-Manhattan am Mittelmeer.

Monaco hat die höchsten Immobilienpreise Europas

Die Immobilienpreise zählen zu den höchsten Europas, obwohl die meisten Wohnungen nicht einmal einen Meerblick aufweisen. Vor allem die Steuervorteile für private Personen haben das Fürstentum im Immobilienmarkt boomen lassen.

Mit dem Bau der Immobilien ist in Monaco vor allem der Name der Familie Pastor verbunden. Die italienische Bauunternehmerfamilie um Victor Pastor hat einen Großteil der Bauprojekte Monacos durchgeführt und gilt bei Insidern als die reichste Familie in Monaco. Man schätzt, dass in das Wohnimperium Pastor über 20.000 Luxuswohnungen in Monaco fallen. Fast alle bekannten VIPs in Monaco leben in den Wohnungen der Pastor-Dynastie.

Der Hamburger Edelmakler Engel & Völkers ermittelte in einer Marktstudie im letzten Jahr, dass die Straße mit den teuersten Wohnimmobilien in Europa im Fürstentum Monaco liegt. Julia Grobecker, bei dem Makler verantwortlich für Global Corporate Communication, sagte:

„An der Avenue d Ostende in Monte Carlo mit direktem Blick auf den Yachthafen wurde im September 2010 ein Penthouse für 199 Millionen Englische Pfund (rund 240 Millionen Euro) an einen nicht genannten Investor aus dem Nahen Osten verkauft. Umgerechnet entsprach die Kaufsumme einem Preis von 148.000 Euro je Quadratmeter.“

Die einzigartige Lage und extreme Knappheit seien die Preistreiber. Mit großem Abstand folgen auf Monaco die Bucht Cala di Volpe an der Costa Smeralda in Sardinien mit einem Quadratmeterpreis von 100.000 Euro, die Straße Knightsbridge im Londoner Bezirk Kensington mit 76.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, Cannes (50.000 Euro), die Avenue Montaigne in Paris (50.000 Euro) und Sankt Moritz in der Schweiz (48.000 Euro).

Die teuerste Adresse Deutschlands befindet sich auf der Nordseeinsel Sylt. Im Hobookenweg am Watt von Kampen kostet ein Quadratmeter Wohnfläche 35.000 Euro. Das ist Rang neun in der europäischen Rangliste der teuersten Straßen.

„Eine steuermotivierte Niederlassung in Monaco lohnt sich tendenziell nur für Personen mit deutlich überdurchschnittlichem Einkommen“, sagt Guido Krüger, Fachanwalt für Steuerrecht und Partner der Düsseldorfer Kanzlei Beiten Burkhardt. Selbst, wer nur eine Wohnung mietet, muss tief in die Tasche greifen. Für Mietwohnungen muss ein Neu-Monegasse schon mal 50 Euro pro Quadratmeter im Monat investieren.

Aber nicht nur als Finanzzentrum hat sich Monaco entwickelt. Immer mehr positioniert sich Monaco auch im intellektuellen Bildungsbereich, zum Beispiel im Seminarwesen für Spitzenkräfte aus Wirtschaft und Gesellschaft. Zuletzt tagten in Monaco am 15. September 2011 die weltgrößten Rückversicherer. Es folgt die Monaco Yacht Show 2011 vom 21. bis 24. September 2011.

Die Zukunft Monacos als VIP-Standort sehen viele Experten überaus positiv. Vor allem auch im Bereich von Hightech-Unternehmensansiedlungen sehen die Experten noch Potential. Die Zukunft der Dynastie Grimaldi nach 700 Jahren wird durch Fürst Albert maßgeblich bestimmt werden.

Durch die Wirtschaftskrise sind erstmals die großen Landgewinnungspläne für einen weiteren Yachthafen und einen neuen Stadtteil ins Stocken geraten, was allerdings nur eine Momentaufnahme darstellen wird. Bereits in den 1970er-Jahren war der neue Stadtteil Fontvieille durch Aufschüttung dem Meer abgetrotzt worden. Der Fürst will mehr für die Umwelt tun, favorisiert Elektroautos und will seinen Palast mit Solarzellen ausrüsten lassen.