Helikoptergeld: Verliert die EZB die Kontrolle über die Notenpresse?

Mario Draghi ist dem sogenannten Helikoptergeld gegenüber nicht abgeneigt. Er halte es für ein „sehr interessantes Konzept“, antwortete der Chef der Europäischen Zentralbank kürzlich einem Journalisten. Der frühere EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing hingegen hält diese Idee für gefährlich.

Er halte die Idee des Helicopter-Money „für besorgniserregend, für geradezu verheerend“, sagte Otmar Issing. „Eine Notenbank, die Geld verschenkt, wird kaum mehr die Kontrolle über die Notenpresse wiedererlangen können“, zitiert ihn FOCUS.

Was ist Helikoptergeld?

Mit „Helikoptergeld“ sind Finanzspritzen an Unternehmen und Verbraucher gemeint, welche direkt von der Zentralbank unter Umgehung des normalen Bankensektors vergeben werden. Die damit verbundene Ausweitung der Geldmenge würde eine unkontrollierbare Inflation riskieren.

Dennoch hat EZB-Präsident Mario Draghi diese Idee kürzlich auf Nachfrage als „sehr interessantes Konzept“ bezeichnet. Der Rat der Notenbank habe solche Ideen allerdings bisher nicht genauer erörtert.

Otmar Issing über Mario Draghi: „Totale Geistesverwirrung“

„In der Wissenschaft kann man sich alles Mögliche überlegen, da gibt es kein Tabu. Aber diese Debatte hat ja den öffentlichen Raum erreicht. Ich halte das für eine totale Geistesverwirrung“, sagte Otmar Issing.

„Technisch gibt es keine Grenze für die Munition, inhaltlich stellt sich schon die Frage, was man mit immer expansiveren Mitteln der Geldpolitik erreichen will. Meine Besorgnis kann ich nicht verhehlen.“

Otmar Issing war acht Jahr lang Chefvolkswirt der Deutschen Bundesbank gewesen, bevor er anschließend in gleicher Position beim Aufbau der EZB eine maßgebliche Rolle spielte.