Der Bauboom verleitet viele Menschen dazu, beim Immobilieninvestment das Falsche zu tun, sagt Vermögensverwalter Gottfried Urban. Die Nullzinspolitik etwa werde nicht ewig anhalten.
Immobilien sind nur auf den ersten Blick eine einfache und solide Anlage, sagt Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG in Traunstein. Wenn man naiv an die Sache herangehe, könne ein Immobilieninvestment zum Debakel werden.
Nach Jahren der Niedrigzinspolitik hat die Europäische Zentralbank (EZB) im März dieses Jahres die Nullzinspolitik gestartet und damit den Bauboom noch verstärkt. Denn durch die billigen Zinsen sind einerseits Baukredite so billige wie lange nicht, und andererseits sind herkömmliche Anlageprodukte wie das Sparbuch unattraktiver geworden.
Gottfried Urban warnt vor dem Boom
Dieser allgemeine Anlagenotstand treibt immer mehr Investoren in Immobilieninvestments. Zwar können diese Investments durchaus sinnvoll sein, sagt Vermögensverwalter Gottfried Urban gegenüber Fonds Professionell. Doch Immobilieninvestments bergen auch Tücken.
„Der Immobilienboom wird viele Menschen dazu verleiten, das Falsche zu tun: zu viele Schulden wegen der Niedrigst-Zinsen aufzunehmen, zu wenig auf Nebenkosten und Lage zu achten.“
Der Wert einer Immobilie hängt auch von der Infrastruktur ab. Ein guter öffentlicher Nahverkehr, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte in der Nähe erhöhen den Immobilienwert. Doch die örtliche Infrastruktur kann sich ändern.
„Viele kleinere Städte, Stadtteile oder Dörfer sind nur noch Schlafstandorte“, warnt Gottfried Urban. Den Einzelhandel, Schulen oder Ärzte finde man dort nicht mehr. Auch Umwidmungen von Straßen oder neue, großangelegte Gewerbebauten können ein Immobilieninvestment abwerten.
Mieten steigen nicht ins Unermessliche
Viele Anleger lassen sich auf hohe Kaufpreise ein, weil sie auf weiter steigende Mieten spekulieren. Doch Mietsteigerungen sind mittlerweile gesetzlich erschwert worden. „Zudem wird die Luft dünner bei denen, die sich diese Mieten dann noch leisten können oder wollen“, sagt Gottfried Urban.
Eine Gefahr besteht nach Ansicht des Vermögensverwalters auch darin, dass die Zinsen irgendwann auch wieder steigen können. „Die Finanzierung ist oft zu knapp kalkuliert“, sagt er. In solch einem Fall kann einen auch der beste Bauträger nicht retten.
Nach Ansicht von Vermögensverwalter Gottfried Urban sollten Hauskäufer auch die Kosten für Pflege, Modernisierung und Instandhaltung ihrer Immobilie nicht unterschätzen. „Mit zunehmendem Alter der Immobilie steigen in der Regel auch die Kosten.“ Dafür müsse Geld zurückgelegt werden.