Ende 2013 übernahm Google den Roboter-Entwickler Boston Dynamics und sorgte damit weltweit für Furore. Nach nur zwei Jahren steht Boston Dynamics nun schon wieder zum Verkauf. Nach dem Scheitern von Google Glass ist der Verkauf der Roboter-Firma der nächste Rückschlag für den Technologiekonzern aus Mountain View, Kalifornien. Immerhin geht Google dabei wohl nicht leer aus. Mögliche Käufer sollen der Automobilkonzern Toyota und der Online-Versandhändler Amazon sein.
Im Zuge der Umstrukturierung von Google unter dem Dach der Holding-Gesellschaft Alphabet Inc. wurden alle Segmente des Technologie-Riesen erneut auf ihre Rentabilität geprüft. Boston Dynamics ist bei dieser Prüfung offenbar durchgefallen, wie Bloomberg berichtet. Demnach rechnen die Verantwortlichen nicht damit, dass Boston Dynamics innerhalb der nächsten Jahre vermarktbare Produkte entwickle und haben sich deshalb entschieden, die Firma zum Verkauf anzubieten. Bloomberg beruft sich dabei auf informierte Kreise aus dem Umfeld von Google.
Google übernahm Boston Dynamics erst 2013
Die Übernahme von Boston Dynamics durch Google im Jahr 2013 löste weltweit heftige Debatten aus, da das Unternehmen durch das Pentagon finanziert wurde und hauptsächlich für das US-Militär Roboter entwickelte. Nach der Übernahme sorgten Videos mit vierbeinigen Robotern für weltweites Aufsehen und wurden innerhalb kürzester Zeit von Millionen Menschen gesehen. Erst kürzlich stellte Boston Dynamics den ersten menschenähnlichen Roboter vor. Er hört auf den Namen „Atlas“ und könnte die Arbeitswelt revolutionieren. Die 1,80 Meter große Laufdrohne kann schwere Lasten heben, Türen öffnen und durch den Schnee spazieren ohne hinzufallen.
Boston Dynamics sollte Google ursprünglich dabei helfen, Roboter zur Marktreife zu bringen. Dafür gründete Google im Jahr 2013 eine eigene Roboter-Abteilung namens „Replicant” (in Anspielung auf den Science-Fiction-Film „Blade Runner“) Google kaufte schließlich mehrere Firmen auf, die auf die Entwicklung von Robotern oder Künstlicher Intelligenz spezialisiert waren. Das ambitionierte Ziel des Konzerns lautete, bis zum Jahr 2020 preiswerte Roboter-Modelle für den Massenmarkt zu entwickeln.
Boston Dynamics fällt Umstrukturierung zum Opfer
Die treibende Kraft des Roboter-Projekts war Andy Rubin. Er war jahrelanger Chefentwickler des mobilen Betriebssystems Android und wurde später Projektleiter der Roboter-Abteilung „Replicant“. Doch im Herbst 2014 verließ Andy Rubin den Konzern, wie Heise berichtet. Er wolle sich künftig der Finanzierung von jungen Technologieunternehmen widmen. Die Roboter-Abteilung „Replicant“ hatte daraufhin unter diversen Führungswechseln zu leiden und wurde schließlich in die Google-Forschungsabteilung „Google X Hardware Lab“ integriert. Die Abteilung beschäftigt sich mit langfristigen Forschungsprojekten, die kaum vermarktbare Produkte abwerfen.
Boston Dynamics wurde jedoch von der Integration in Googles Forschungsabteilung ausgeschlossen. Neben der schwierigen Vermarktung der Roboter spielte wohl auch die mangelnde Kooperationsbereitschaft von Boston Dynamics eine entscheidende Rolle. Außerdem sorgte sich Google zunehmend um sein Image, denn die jüngsten Boston-Dynamics-Videos hatten auch negative Reaktionen zur Folge. Viele Menschen treibt die Sorge um, durch Roboter wie „Atlas“ in ihrer Arbeit ersetzt zu werden.
Toyota und Amazon zeigen Interesse
Als mögliche Interessenten gelten das Toyota Research Institute, eine Unterabteilung des japanischen Automobilherstellers. Toyota verfügt über langjährige Erfahrung in der Entwicklung von Robotern und gründete erst im letzten Jahr das Toyota Research Institute mit Sitz an der Stanford Universität in Palo Alto. Toyota will in den nächsten fünf Jahren rund eine Milliarde Dollar in die Erforschung von Robotern und Künstlicher Intelligenz stecken. Japan gilt als zukunftsträchtiger Markt für Roboter, besonders im Bereich der Altenpflege.
Konkurrenz bekommt Toyota vom Internet-Riesen Amazon. Das Unternehmen entwickelt ebenfalls eigene Roboter und will diese in seinen Logistik-Zentren zum Einsatz bringen. Zu diesem Zweck übernahm Amazon das Unternehmen Kiva, das Roboter für Warenhäuser herstellt. Außerdem arbeitet der Online-Versandhändler fieberhaft an der Entwicklung einer Drohne zur Auslieferung von Waren. Die zweite Version der Drohne erinnert an ein kleines Flugzeug und kann senkrecht starten und landen, wie das manager magazin berichtet. Amazon-Chef Jeff Bezos träumt bereits davon, Warenlieferungen innerhalb von 30 Minuten nach Bestellung abzuschließen.