Frauen bekommen in den meisten Fällen weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen – ein Trend, um den protestiert und diskutiert wird. In den Dax-Vorständen sieht die Lage aber anders aus. Hier, in den höchsten Etagen, verdienen Frauen mehr als Männer.
Frauen: Besserverdiener in Dax-Vorständen
Gleiches Geld für gleiche Arbeit. Es scheint, als gäbe es überall eine Gehaltslücke. Nur ist die Lücke in den höchsten Posten der deutschen Wirtschaft eine, die man nicht erwartete. Frauen in Dax-Vorständen verdienen im Schnitt 140.000 Euro (5 Prozent) mehr als ihre männlichen Kollegen.
Reagieren die öffentlichen Unternehmen auf die Forderungen der Gesellschaft? Immerhin ist dieses Ungleichgewicht ein historisch neues, denn erst seit 2013 stiegen die Gehälter der weiblichen Vorstandsmitglieder an – und zwar um 14 Prozent.
Nicht auszulassen ist die Information, dass nur die Gehälter der Vorstandsmitglieder verglichen wurden. Unter den Vorstandsvorsitzenden ist nämlich keine einzige Frau. Das bei Seite gestellt, in Sachen Gesamtvergütung verdienen Frauen im Vorstand von Dax-Unternehmen deutlich mehr als Männer. Aber warum ist das so?
In Deutschland gibt es 30 Dax-Unternehmen und in diesen insgesamt 143 Vorstandsmitglieder. Durchschnittlich verdient eine Frau in dieser Position drei Millionen Euro, und damit 140.000 Euro mehr als Männer.
Von den 143 Mitgliedern sind allerdings nur 18 weiblich. Diese verdienen zwar mehr, sind aber quotentechnisch Männern untergeordnet.
Frauen, so zitiert Die Welt Jens Massmann vom Beratungsunternehmen EY, hätten einen höheren Marktwerk, da geeignete Kandidatinnen knapp seien. Mit einer guten Verhandlungsposition erzielen Frauen in Dax-Vorständen einen besseren Schnitt in ihrem Jahresgehalt.
Die positive Schlagzeile, dass Frauen in Dax-Unternehmen die Gehaltslücke überwunden hätten, erinnert also nur an das Ungleichgewicht, welche sich in den Suchkriterien der Dax-Unternehmen widerspiegelt.
Auch der MDax zeichnet ein klares Bild. Hier verdienen Frauen in Vorständen 7 Prozent weniger als Männer. Im SDax sind es sogar 22 Prozent und im TecDax 23 Prozent weniger Gehalt. Hier sehen sich die Unternehmen, dank geringerem Druck der Öffentlichkeit, nicht im Zugzwang und haben somit eine bessere Position in der Gehaltsverhandlung. Im SDax sind nur 8,2 Prozent der Vorstände Frauen, im MDax sind es gerade einmal 7 von 133.