Ex-General Wesley Clark macht Millionen mit Penny-Stocks

1
Ex-General Wesley Clark machte Millionen mit Penny-Stocks. (Foto: Center for American Progress Action Fund)
Ex-General Wesley Clark machte Millionen mit Penny-Stocks. (Foto: Center for American Progress Action Fund)

Wesley Clark, der frühere Chef der Nato-Truppen in Europa, verdiente viele Millionen Dollar als Vorstand bei zehn umstrittenen Penny-Stock-Firmen. Doch neun dieser Aktien verloren massiv an Wert. Drei Penny-Stocks gingen Pleite, kurz nachdem Wesley Clark den Vorstand wieder verlassen hatte. Zudem sind einige von Clarks Geschäften in Kurs-Manipulationen und Betrug verwickelt.

Vor sechzehn Jahren leitete Wesley Clark als Vier-Sterne-General der US-Armee den Kosovo-Krieg. Doch seit rund zehn Jahren ist der heute 70-Jährige im Finanzbereich tätig. Er warb bei Militärveteranen, sie sollten sich an einem Franchise mit gegrilltem Käse beteiligen, und er half einem verurteilten Betrüger Geld einzusammeln, um Kopfsalat auf Feldern ohne Erde anzubauen.

Das Unternehmen mit den Käse-Lkw „Grilled Cheese Truck“ verliert Geld und hat nach Jahren noch immer keine Veteranen als Franchise-Partner verpflichtet, berichtet Bloomberg. Und das Kopfsalat-Unternehmen wird gerade verklagt, weil es seine Rechnungen nicht gezahlt hat. Dies sind nur zwei von einem Dutzend merkwürdiger Unternehmungen, mit denen Wesley Clark in Verbindung steht.

Ex-General Clark als Werbe-Poster

Wesley Clark ist einer von vielen früheren Gouverneuren, Generalen und Kongressabgeordneten, die eine zweite Karriere darin gefunden haben, ihren Namen an kleine Unternehmen zu leihen, die bereit sind für das Prestige zu zahlen.

Seit Wesley Clark im Jahr 2004 als US-Präsident kandidierte, war er Vorstand bei mindestens 18 Unternehmen. Zehn davon sind sogenannte Penny-Stocks, die im außerbörslichen Handel verkauft werden, also einer Ecke der Wall Street, wo Betrug und Manipulation weit verbreitet sind.

Von diesen zehn Penny-Stocks verloren alle bis auf einen einzigen an Wert. Drei gingen Pleite, kurz nachdem Wesley Clark den Vorstand verlassen hatte.

Nach eigenen Angaben ist Clark stolz darauf, kleinen Unternehmen mit vielversprechenden Ideen und neuen Technologien geholfen zu haben. Andere frühere hohe Regierungsangehörige nutzen ihre Beziehungen. Auch er selbst hätte bei einer Rüstungsfirma einsteigen können. Doch stattdessen wollten ihn die Unternehmen wegen seiner weltweiten Verbindungen und wegen seines Hintergrunds als Ingenieur, sagt er.

Clark war auch führender Manager von großen, gut kapitalisierten Unternehmen wie dem Öl-Raffinerie-Unternehmen CVR Energy und dem kanadischen Online-Poker-Unternehmen, das an der Börse von Toronto gelistet ist. Clarks Honorare bei einigen dieser Unternehmen reichten bis 250.000 Dollar pro Jahr.

Kurs-Manipulation mit Käse-Franchise?

„Wir würden uns freuen, wenn Sie bei uns mit einem Investment mitmachen“, sagt Wesley Clark in einem Werbevideo für das Unternehmen „Grilled Cheese Truck“. Dabei steht er vor der Statue eines Adlers wie im Oval Office, dem Arbeitszimmer des US-Präsidenten. „Wir werden eines der am schnellsten wachsenden jungen Unternehmen in Amerika sein“, so der Ex-General weiter.

Wesley Clark sagt, seine Rolle bei „Grilled Cheese Truck“ bestehe darin, Militär-Veteranen zu finden, die in den Trucks arbeiten oder Franchise-Partner werden sollten. Eine Gruppe von Penny-Stock-Vertrieblern hatte dem Ex-General ein Honorar von 200.000 Dollar pro Jahr versprochen. Die Gruppe hatte in Los Angeles ein paar orangefarbene Lkw gekauft. Diese hatten sich mit ihren Käse-Sandwiches einen gewissen Ruf aufgebaut.

In dem Werbe-Video für Investoren sagt Wesley Clark, dass der Kauf der Aktie eine Karriere-Chance für heimkehrende Militärveteranen schaffen würde. „Das sind Führungsqualitäten“, sagt er zu Bildern von müden, aus dem Ausland heimkehrenden Soldaten, die ihre Frauen und Kinder in die Arme schließen.

Durch privaten Wertpapierverkauf sammelte das Unternehmen „Grilled Cheese Truck“ 5 Millionen Dollar ein. Die Aktie setzte den Handel im Januar und erreichte eine Marktkapitalisierung von 108 Millionen Dollar. Das entspricht rund 10 Millionen Dollar pro aktivem Käse-Lkw. Doch seitdem ist die Aktie um 70 Prozent eingebrochen. Die Manager haben sich selbst mehr als 1,7 Millionen Dollar gezahlt.

Das Unternehmen hat bisher fünf Veteranen eingestellt. Das war vor zwei Jahren. Nur einer von ihnen arbeitet noch für „Grilled Cheese Truck“. Drei Veteranen sagen, die Firma habe ihnen einen eigenen Käse-Lkw versprochen, doch den hätten sie nie bekommen.

Ein früherer Angehöriger des Marine Corps sagte, er habe nicht gewusst, dass Ex-General Wesley Clark für seine Empfehlung von „Grilled Cheese Truck“ bezahlt wird. „Wir kamen uns alle sehr betrogen und ausgenutzt vor. Wir haben wegen der Lügen und der Verarsche gekündigt.“

Clark hingegen stellt die Dinge anders dar: Einer habe gekündigt, weil ihm die Arbeitszeiten zu lang waren. Ein anderer Veteran sei nach Mexiko gezogen. Und zwei weitere seien wegen schlechten Verhaltens gefeuert worden. Wegen einer Geldklemme habe das Unternehmen nicht mehr Veteranen eine Franchise anbieten können.

„Wir tun unser Bestes“, sagt Vorstandsvorsitzender Robbie Lee. Das Unternehmen habe große Ziele, an denen es seit Jahren arbeite. „Und wir glauben wirklich, dass wir etwas Bedeutendes für die Veteranen verändern können, das nachhaltig ist.

Geschäfte mit dem verurteilten Betrüger Dennis Levine

Neben seiner Tätigkeit in verschiedenen Vorständen hat Clark als Berater und als Investment-Banker gearbeitet. Zu seinen Kunden zählt Dennis Levine, der Mann hinter dem Kopfsalat-Projekt. Dessen Verwicklung in einen Insider-Trading-Ring im Jahr 1980 inspirierte Charlie Sheen zu seiner Rolle in dem Film „Wall Street“.

Dennis Levine gestand in den 80-er Jahren Wertpapier-Betrug während der Ermittlungen, welche Ivan Boesky und den Junk-Bond-König Michael Milken zu Fall brachten. Levine musste daraufhin für zwei Jahre hinter Gitter. Ihm wurde verboten, jemals wieder Wertpapiere zu handeln.

Im Dezember des vergangenen Jahres half Ex-General Wesley Clark dem verurteilten Betrüger Dennis Levine dabei, 500.000 Dollar aufzubringen. Dazu nutzte er zwei Investoren seiner kleinen Investment-Bank Enverra Capital. Die Dokumente zeigen, dass dies nur der erste Schritt war. Insgesamt wollte Levine 5 Millionen Dollar einsammeln.

„Wir haben ihn [Levin] überprüft“, sagt Clark, „und er schien ehrlich zu sein und legal bei diesem Geschäft“.

Levines Firma VFT Global schreibt auf ihrer Webseite, dass sie die Probleme des Planeten in den Bereichen Nahrung, Wasser und Energie mithilfe eines Netzwerks von High-Tech-Gewächshäusern lösen wird. „Alle Pflanzen werden in einer vollständig erdfreien und kontrollierten Umgebung mit natürlichen Nährstoffen angebaut.“

Der 62-jährige Levine hat in einem Interview zugegeben, dass sein Unternehmen bisher nichts angebaut hat. Seit seiner Gründung im Jahr 2009 hat es sich vor allem um die Finanzierung großer Ideen gekümmert, die sich aber noch nicht materialisiert haben. Darunter ein Gewächshaus für 20 Millionen Dollar im US-Bundesstaat Arizona, das zum Großteil von den Navajo-Indianern bezahlt wird.

Ex-General Clark sagt, er sei optimistisch im Hinblick auf Levines Projekt. Es gebe derzeit so viel Interesse an frischer Nahrung. Levine habe ein großartiges Modell, das sich bewährt habe.

Betrug im Umfeld von Wesley Clark

So lange es Aktien gibt, die angepriesen werden müssen, so lange hat man prominente Leute angeheuert, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen. In Deutschland denke man etwa an die Werbung für die Deutsche Telekom mit Manfred Krug. Daran ist nichts illegal.

Wesley Clark verließ die US-Armee im Jahr 2000, nachdem er während des Kosovo-Krieges als Chef der Nato-Streitkräfte in Europa gedient hatte. Im Jahr 2004 wollte er Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei werden, schied aber früh aus dem Rennen. Präsident wurde damals der Republikaner George W. Bush, der gegen John Kerry von der Demokratischen Partei gewann.

Nach diesem politischen Misserfolg begann Clarks Karriere in der Welt der Penny-Stocks. Im Jahr 2007 war er Vorstandsvorsitzender der Investment-Bank Rodman & Renshaw und Vorstand einiger Penny-Stock-Kunden, darunter ein Spediteur, der pleiteging, und ein Reiskleie-Unternehmen, dessen CEO später wegen Betrugs angeklagt wurde.

Die Investment-Bank Rodman & Renshaw musste ihre Wertpapier-Abteilung dichtmachen, nachdem sich viele chinesische Firmen, deren Aktien sie in den USA verkaufte, sich als Betrug herausgestellt hatten. Wesley Clark sagt, er habe der Bank dabei geholfen, das Problem zu erkennen.

Zudem sagt Clark, er habe Probleme bei der Firma InnoVida erkannt. Deren Produkt ist ein neuartiges Baumaterial, das Clark einst dem Präsidenten von Haiti empfahl. Nach weiterer Nachforschung habe er eine Einladung des Vorstands abgelehnt, sagt Clark. Der Gründer von InnoVida sitzt für zwölf Jahre wegen Betrugs im Gefängnis.

1 COMMENT

  1. Soll heißen, wenn der Typ im Board sitzt, geht man short. Da hätte man viel Kohle gemacht. Aber welches Unternehmen will den jetzt noch?

Comments are closed.