Erdöl in Rubel: Putin plant den Sturz des Petrodollar

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Russlands Präsident Wladimir Putin bläst zum Angriff auf den Petrodollar. (Foto: flickr/<a href="https://www.flickr.com/photos/koreanet/10863365144/in/photolist-hxXzZ3-8vvj8t-8vwE57-qtsvFZ-qtEEg4-qcgNH8-qtuLbM-kdjFty-qccnYi-qcgHmr-qRKLsy-pyLftE-qroTxE-qFbRuV-qtvotg-rQPEkW-qGnw6L-qcdN7p-pEPJHy-qc4ULf-8yqRi4-qtEpFx-qttZmB-qtzthY-q77LhG-spa5Cb-soSTEi-qroWmq-qtunHa-spa5bj-shDduN-qtuqun-spwfBq-qtzHCw-pwSH8v-qtDe7i-qc66pE-gDinit-pwTyDp-qtugAR-qP3hzb-dJhaWW-8vwx5w-qrp6E5-8vwLUh-8vtFMP-8vvyvS-8vybHC-8vsRMg-8vvipB" target="_blank">Republic of Korea</a>)
Russlands Präsident Wladimir Putin bläst zum Angriff auf den Petrodollar. (Foto: flickr/Republic of Korea)

Russlands Präsident Wladimir Putin steht kurz davor, sich einen jahrzehntelangen Traum zu erfüllen: Der Preis für russisches Öl soll in Russland bestimmt werden. So will sich die Russische Föderation als größter Erdölproduzent endlich vom ungeliebten Petrodollar lösen. Um den Traum zu realisieren, wird in Russland nun die erste Warenterminbörse für Ölgeschäfte eröffnet. Dort soll russisches Öl künftig in Rubel berechnet werden – eine klare Kampfansage an die Vormachtstellung der USA auf dem Ölmarkt.

An der größten russischen Rohstoff-Börse St. Petersburg International Mercantile Exchange (Spimex) wird der Weg dafür geebnet. Seit der Kreml im Jahr 2008 den privaten Handel von fünf bis zehn Prozent der einheimischen Treibstoffe freigegeben hat, ist Spimex der größte Umschlagplatz für Rohstoffe in Russland. Im vergangenen Jahr verkauften russische Produzenten dort Rohstoffe im Wert von 533 Milliarden Rubel (rund 7,14 Milliarden Euro). Das entspricht etwa 15 Prozent des inländischen Marktvolumens.

Gegen Petrodollar: Russland will Öl in Rubel bewerten

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Rohstoff-Börse, Igor Setschin, ist zugleich Chef des größten Ölkonzern Russlands Rosneft und ein enger Vertrauter Putins. Setschin und Spimex-Präsident Alexej Rybnikow werben im Ausland derzeit heftig um Rohstoffhändler für ihre wachsende Warenterminbörse. Ihr Ziel ist, den Umsatz der russische Ölsorte Urals zu erhöhen, in dem es vom Preismechanismus der Benchmark-Sorte Brent entkoppelt wird. Brent ist Europas wichtigste Rohöl-Sorte und gilt neben der US-Sorte WTI weltweit als Referenz für den Ölmarkt. Alle Ölsorten werden seit dem zweiten Weltkrieg in Dollar gehandelt, was der US-Währung den Beinamen Petrodollar eingebracht hat.

„Das Ziel ist es, ein System zu schaffen, in dem russisches Öl auf eine faire und ehrliche Art und Weise bewertet und gehandelt wird“, so Rybnikow gegenüber Bloomberg. Die Ölpreise werden vor allem durch das US-Unternehmen Platts ermittelt. Die 1909 gegründete Firma versteht sich als Preis-Informationsdienst für den Handel mit Rohstoffen und Agrarprodukten, vor allem rund um den Energiesektor. Platts gehört seit 1953 zur Unternehmensgruppe McGraw Hill Financial Inc., die auch Eigentümerin der Ratingagentur Standard & Poor’s sowie des Börsenindex Dow Jones Industrial Average ist.

Russland zählt zu den größten Ölproduzenten weltweit und exportiert etwa die Hälfte seiner Fördermenge. Seit Jahren beschweren sich die Russen über die niedrige Bewertung ihrer Ölsorte Urals. Diese sei zwar von geringerer Qualität als die Konkurrenz, aber die Höhe der Abschläge sei sei dennoch nicht gerechtfertigt. Durch den weltweiten Verfall der Ölpreise in den letzten Monaten ist Russlands Wirtschaft zudem stark angeschlagen. Wenn die Russen ihre eigene Warenterminbörse für Erdöl hätten, würde dies der russischen Ölindustrie zu Gute kommen und den heimischen Firmen zusätzliche Umsatzquellen durch den Handel eröffnen, so Rybnikow weiter.

Die russischen Pläne sind ein direkter Angriff auf die Hegemonie des Petrodollar. Wenn der internationale Handel über die Rohstoffbörse in St. Petersburg abgewickelt wird, sollen die ersten Kontrakte mit Stückelungen von 1000 Barrel ab einem russischen Hafen in der Ostsee angeboten werden bei einem  Mindestbezugsvolumen von 720.000 Barrel. Zum Vergleich: Im März exportierte Russland über seine Ostsee-Häfen jeden Tag etwa 1,5 Millionen Barrel. Die ersten Kontrakte sollen noch in Dollar abgerechnet werden, wohl auch um ausländischen Händlern den Wechsel schmackhaft zu machen. Doch mittelfristig sollen dann alle Geschäfte in Rubel abgewickelt werden.

Analysten fürchten Einflussnahme des Kreml

Westliche Rohstoff-Analysten sehen einer russischen Warenterminbörse dagegen mit gemischten Gefühlen entgegen. „Tatsache ist, dass der Kreml immer stark in die russische Ölindustrie involviert sein wird“, so der Richard Mallinson, Analyst bei Energy Aspects Ltd., gegenüber Bloomberg. „Das bringt die Sorge mit sich, dass das Vorhaben dazu dienen könnte, höhere Preise zu erzielen, was wiederum nicht mit einer effizienten Preisfindung vereinbar wäre.“

Das russische System, den Transport von Rohöl von speziellen Bewilligungen für verschiedene Häfen oder Pipelines abhängig zu machen, könnte zudem das Interesse westlicher Händler beeinträchtigen, meint Ehsan Ul-Haq, Ölmarkt-Analyst bei KBC Energy Econiomics. Etwaige Volumenbeschränkungen könnten daher durchaus politisch motiviert sein. Neben dem starken staatlichen Einfluss auf die russische Ölindustrie fürchten die Analysten zudem den schwachen Rubel. Dieser schwankt stärker als der Dollar und wäre somit ein zusätzliches Risiko für Termingeschäfte.

Um diesen Sorgen den Wind aus den Segeln zu nehmen, plant die Russische Zentralbank eine Gesetzesinitiative, die auch nicht-russischen Firmen den physischen Zugang zu den an der Börse gehandelten Rohstoffen garantieren soll. Die Zentralbank unterstützt damit die Pläne einer russischen Warenterminbörse ebenso wie die größten Ölfirmen des Landes. Rosneft, Lukoil und Gazprom Neft haben sich bereit erklärt, den Handel als Market Maker zu begleiten, in dem für die nötige Liquidität sorgen.

4 KOMMENTARE

  1. Das ist also die Art der linken Toleranz, welche diese linken Pseudomoralisten uns immer einimpfen wollen. Der linke Meinungsfaschismus in Aktion.

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