Eine neue Erdgas-Pipeline durch den Norden Griechenlands soll Erdgas aus Aserbaidschan von der türkischen Grenze bis nach Italien bringen. Sie stellt Russlands Dominanz infrage.
Die Trans-Adriatische Pipeline (TAP) wird es ermöglichen, dass aserbaidschanisches Erdgas vom Kaspischen Meer bis auf den europäischen Markt kommt. Europa erhält dadurch eine zusätzliche Erdgas-Quelle. Denn die EU will die Abhängigkeit Europas von Russland verringern.
Die Strecke beginnt am Kaspischen Meer in Aserbaidschan. Die Süd-Kaukasus-Pipeline wird das Gas von dem dortigen großen Erdgasfeld Shah Deniz-2 durch Georgien bis an die türkische Grenze bringen. Dann wird das Erdgas über die Trans-anatolische Pipeline (TANAP) durch die Türkei bis an die griechische Grenze transportiert.
EU will Erdgas-Pipeline ohne Russland
Die Trans-Adriatische Pipeline (TAP) bringt das kaspische Erdgas dann durch den Norden Griechenlands bis nach Italien. Seit Jahren macht die Europäische Union Druck, um eine Pipeline durch den sogenannten „südlichen Korridor“ zu erhalten, der Alternativen zum russischen Gas bietet.
Bevor ein Konsortium von Unternehmen mit dem TAP-Projekt begann, hatte die EU die Nabucco-Pipeline favorisiert. Diese geplante Erdgas-Pipeline hätte das kaspische Gas durch die Türkei und dann durch den Balkan bis nach Mitteleuropa transportiert.
EU verhinderte russische South-Stream-Pipeline
Als die EU noch die Nabucco-Pipeline favorisierte, arbeitete Russland an einer eigenen Route. Die sogenannte South-Stream-Pipeline sollte durch das Schwarze Meer nach Bulgarien verlaufen.
Doch die EU-Behörden taten alles, um die South-Stream-Pipeline aufzuhalten, schreibt Nick Cunningham bei Oilprice.com. Vor allem das europäische Wettbewerbsrecht wurde gegen die russische Pipeline in Stellung gebracht.
TANAP und TAP setzen sich durch
Nun hat sich die Route über Georgien, die Türkei, Griechenland und Italien durchgesetzt. Am 17. Mai wurde im nordgriechischen Thessaloniki der erste Spatenstich gemacht. Mit dabei waren Griechenlands Premier Alexis Tsipras sowie hohe Beamte aus Georgien, Aserbaidschan, Albanien, der EU und den USA.
Der Bau der Trans-Adriatischen Pipeline (TAP) wird mehrere Jahre dauern. Doch wenn das 45-Milliarden-Dollar-Projekt im Jahr 2020 vollendet ist, wird es jährlich 10 Milliarden Kubikmeter Erdgas vom Kaspischen Meer nach Europa bringen. Das Projekt wird unter anderem von BP und vom staatlichen aserbaidschanischen Ölunternehmen SOCAR entwickelt.
Georgien und die Türkei erhoffen sich Einnahmen durch den Bau der Pipeline und später durch Transitgebühren. Die EU und vor allem das vollkommen überschuldete Griechenland erhoffen sich durch die Trans-Adriatische Pipeline (TAP) einen wirtschaftlichen Anstoß.
Ein geopolitischer Sieg für die USA
Die US-Regierung erhofft sich, dass die neue Pipeline Europas Abhängigkeit von Russland verringert. Sie betrachtet den Bau als geopolitischen Sieg. US-Außenminister John Kerry sagte in einem Glückwunschschreiben an Griechenlands Premier, die TAP sei ein „erstklassiges Beispiel für ein Infrastrukturprojekt, dass die europäische Energiesicherheit voranbringt“.
EU-Energiekommissar Maroš Šefčovič sagte bei der Zeremonie am 17. Mai in Thessaloniki: „[Die Pipeline] wird es uns ermöglichen, besser mit unseren auswärtigen Partnern zu verhandeln. Die EU ist der größte Energie-Importeur der Welt.“