Gut riechen kostet Geld. Preise für angesagte Parfüms ind so hoch gestiegen, dass viele Menschen dafür nicht bezahlen wollen. Ein Stuttgarter verkauft importierte Duft-Duplikate aus der Türkei, die exakt so riechen sollen wie teure Topschlager.
Seit einem halben Jahr ist der Türke Märt Burak Gül dabei, sich ein Geschäft aufzubauen. Er sieht eine Marktlücke in der Parfümindustrie, genauer gesagt in einer Nische davon. Anstatt hohe Preise für ein Parfüm mit Marke und Verpackung zu rechtfertigen, sollte man es verkaufen für was es ist: ein Duft. Die Idee ist, den Duft von der Marke zu separieren und ähnlich riechende Duplikate für einen weitaus geringeren Preis zu verkaufen. Für Menschen, die sich die horrenden Geldsummen nicht leisten können.
Deutschland, die Bürokratie
In anderen Ländern seien die Gesetze zur Patentverletzung lang nicht so ausgereift und explizit wie hier. Es ist möglich eine Fälschung einfach nach dem Original zu nennen, ohne rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen.
Vor allem in der Türkei ist dieses Geschäft gang und gäbe. Dort kam dem Querdenkenden auch der Funke. In Deutschland ist der Verkauf von Dupes, so nennt man Duplikate im Duft-Jargon, gar nicht bis wenig vertreten. Sobald leidenschaftliche Menschen eine Marktlücke sehen, wollen sie dem auch nachgehen.
Die türkischen Wurzeln seiner Eltern tragen auch in seiner jetzigen Heimat Früchte. In Stuttgart hat er schon ein kleines Netzwerk mit seinem Parfümverkauf aufgebaut, berichtet DIE WELT. Angefangen hat es im Privaten. Freunde und Familie haben seine importierten Düfte gerne gekauft und weiterempfohlen. Durch Mundpropaganda stieg die Nachfrage immer mehr an. Inzwischen ist er in vielen türkischen Läden und Märkten vertreten. Mehr als 100 Stück werden ihm jeden Monat abgenommen.
Gute Ideen kommen selten allein
Den Duft des Geldes haben noch mehr gerochen. Die deutsche Franchise Firma der türkischen Parfümerie-Kette D&P Parfümüm ist in dieser Geschäftssparte seit ihre Gründung erfolgreich.
Auch BWL Student Alexander Schleipfer ist auf dem selben Dampfer. Auf einer Internetseite zählt er günstige Alternativen zu teueren Originalprodukten auf. Die Parfümlobby hat sich aber nicht lange bitten lassen und mit Hilfe einer Anwaltsfirma rechtliche Schritte gegen ihn eingeleitet.
Das Geschäft ist also ein riskantes. Dennoch lässt sich Märt Burak Gül von Schwierigkeiten nicht abhalten. Aus Markenschutz-technischen Gründen heißen seine Düfte jetzt E-50 oder E-71. Das am meisten verkaufte Eau de toilette sein Kollektion nennt sich E-103. Dieses soll wie eins der berühmtesten Parfüms der Welt riechen: „One Million”, von Paco Rabanne. Auf Unbekannte wirken dies Namen unseriös, weshalb sich die Abnehmer noch auf Stammkunden beschränken.
In diesem Sinne wird auf eine persönliche Marketingstrategie gesetzt, die sich in Form von Parfüm-Abenden widerspiegelt. Es werden ganze Parties für Tupperware geschmissen, warum also dann nicht für günstige Parfümalternativen?
In Sachen Werbung setzt er noch auf ein anderes Medium. Sogenannte Moschee-Kirmessen, eine Art Basar, werden in ganz Deutschland von jeweiligen Gemeinden organisiert. Es gibt hunderte davon, die tausende Besucher anlocken. Mit zwei Mitarbeitern möchte er Süddeutschland auf den Geschmack von Dukes bringen.
Märt Burak Gül ist ein gläubiger Muslim, der eine Chance sieht, Geld zu machen. Dabei geht er nicht den einfachen Weg, und nicht den bequemsten. Am Rande der Illegalität schwimmt er mit Herz gegen den Strom, entgegen die Norm.