Die tiefe Fall des britischen Pfund hat gerade erst begonnen

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Die britische Währung, das Pfund Sterling, gerät seit dem Brexit-Votum gewaltig unter Druck und verzeichnet den tiefsten Stand seit 1985. Und wenn man diversen Finanzanalysten Glauben schenkt, war dies erst der Anfang. Sie prophezeien der britischen Währung eine drastische Abwertung.

Die britische Währung, das Pfund Sterling, steht seit dem Brexit-Votum der Briten gewaltig unter Druck und verzeichnet den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahrzehnten. (Bild „<a href="https://www.flickr.com/photos/deg_io/5731300467/in/photolist-9JspXi-6SKbQG-6SKbZG-iNpH9k-9EbwvZ-67nNta-8puuqx-v2EDLi-7e9ARv-7edumw-ahsfvu-7e9BDn-7b8177-9Ebx4k-ahpuwK-8upwDg-royb3v-dkaUyr-7W8QJm-p7rbgd-p5r4Bs-dQUfrx-a9idKB-qj74Ls-hE5oza-9DSJcu-dQZNvy-9DSM8s-8puqfH-8usDZQ-9EbDpi-9p2fSi-aBBYgA-8pxBCE-8puprR-8pxDRo-9DPY4z-6mTeHo-Gh96B-6mTeY9-8putCp-7W8QqN-6SF8Ar-6egri2-gfgyLd-82ixCN-iQE4JN-8purhr-8pup2p-9DSPrY" target="_blank">50 British Pounds Sterling</a>“ von „<a href="https://www.flickr.com/photos/deg_io/" target="_blank">deg.io</a>“ via flickr.com. Lizenz: <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/" target="_blank">Creative Commons 2.0</a>)
Die britische Währung, das Pfund Sterling, steht seit dem Brexit-Votum der Briten gewaltig unter Druck und verzeichnet den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahrzehnten. (Bild „50 British Pounds Sterling“ von „deg.io“ via flickr.com. Lizenz: Creative Commons 2.0)

Das britische Pfund erlebt seit dem erfolgreichen Referendum über einen EU-Austritt der Briten eine beispiellose Talfahrt. Das Pfund fiel am Mittwoch unter die Marke von 1,30 Dollar und verzeichnete damit ein 31-Jahres-Tief. Das schwache Pfund stärkt zwar den britischen Export, verteuert jedoch auch die Importe des Landes. Außerdem ruft der Kursverfall Spekulanten auf den Plan, die die Währung für drastisch überbewertet halten. Aber auch zahlreiche Analysten und Manager warnen vor stürmischen Zeiten für die britische Währung.

Britisches Pfund auf tiefstem Stand seit 1985

Der ökonomische Chefberater der Allianz AG, Mohamed El-Erian, warnt vor einer weiteren Pfund-Abwertung, wie Reuters berichtet. Großbritannien stehe vor großen strukturellen Problemen. Er prophezeit dem Land nach dem Brexit-Votum ein geringes Wirtschaftswachstum und ein höheres Risiko für eine Rezession. Britische Politiker müssten dringend „die Kurve kriegen“, sonst drohe eine Dollar-Parität. Es müsse nun ein tragfähiger Plan B mit einer Freihandelszone zwischen der EU und Großbritannien entwickelt werden, so der El-Erian, der von 2007 bis 2014 Chef des Allianz-Investmentfonds Pimco war.

Auch drei der größten Devisenhändler der Welt, Goldman Sachs, Deutsche Bank und Citigroup, rechnen mit einer weiteren Pfund-Abwertung, wie Bloomberg berichtet. Goldman, immerhin siebtgrößter Devisenhändler der Welt, tendiert weiter zur Baisse und sieht das Pfund bis mindestens 1,20 Dollar fallen. „Wir wechseln unsere Vorhersage und sagen eine zweite Schwächephase des Pfund voraus, da die geldpolitischen Maßnahmen der Bank of England die Währung weiter schwächen“, zitiert Bloomberg Robin Brooks, leitender Währungsstratege bei Goldman Sachs.

Banken rechnen mit weiterer Pfund-Abwertung

Goldman prophezeit für die nächsten drei, sechs und zwölf Monate respektive einen Dollarkurs von 1,20, 1,21 und 1,25. Die Deutsche Bank sagte im Dezember noch einen Fall des Wechselkurses Pfund zu Dollar um 15 Prozent voraus. Bis zum Ende des Jahres sagt die Deutsche Bank einen Dollarkurs von 1,15 voraus. Andere Marktteilnehmer sind da zuversichtlicher, wie eine Bloomberg-Umfrage ergab. Demnach sehen nur elf von 62 Analysten den Kurs des Pfund Sterling unter die Marke von 1,20 Dollar fallen.

Die Landesbank Hessen Thüringen (Helaba) rechnet ebenfalls mit einer weiteren Abwertung des Pfunds. „Die Bank of England wird vermutlich expansive Maßnahmen ergreifen, wie ihr Chef Carney nun andeutete. So sollte eine Zinssenkung nicht überraschen. Schwaches Wachstum, rückläufige Zinsen und eine politische Unsicherheit, die sich zumindest für Großbritannien nicht so schnell wieder auflösen wird, sprechen für eine weitere Pfund-Abwertung“, so Helaba-Chefanalyst Christian Apelt.

Zudem benötige Großbritannien aufgrund seines hohen Leistungsbilanzdefizits Kapital aus dem Ausland, was das Pfund in den nächsten Monaten weiter unter Druck setze, so Apelt, der mit einem Pfund-Dollar-Wechselkurs von bis zu 1,10 rechnet. „Aufgrund der ebenfalls vorhandenen Unsicherheiten in der Währungsunion wird die britische Währung vermutlich stärker gegenüber dem US-Dollar verlieren als gegenüber dem Euro. Dennoch dürfte der Euro-Pfund-Kurs bis auf 0,90 ansteigen. Ein Pfund könnte von derzeit 1,31 in Richtung 1,10 US-Dollar fallen.“

Eingriffe der Notenbank belasten die Währung weiter

Der Finanzmarkt in Großbritannien ist angespannt: Der Immobiliensektor ist angeschlagen, britische Bankaktien verlieren massiv an Wert. Aufgrund der unsicheren Zukunftsaussichten planen ausländische Investmentbanken ihren Umzug. Eine anhaltende Kapitalflucht hat britische Immobilienfonds in eine Liquiditätskrise gestürzt. Drei der größten Fonds haben alle Auszahlungen gestoppt, was auch Effekte auf ausländische Fonds hat, die Großbritannien investiert sind.

Die britische Notenbank griff den Banken bereits kräftig unter die Arme, um Engpässe bei der Kreditvergabe zu verhindern. Die BoE verzichtet vorerst auf die Einführung eines sogenannten kontrazyklischen Kapitalpuffers von 0,5  Prozent, was den Banken Spielraum für Kredite an Firmen und Haushalte geben soll. Dies gibt den drei größten Banken des Landes Barclays, Lloyds und Royal Bank of Scotland umgehend mehr Flexibilität. Ihre Aktien waren nach dem Brexit-Votum um ein Drittel (Barclays, Lloyds) beziehungsweise die Hälfte (Royal Bank of Scotland) gefallen.

Angesichts dieser Turbulenzen rechnen viele Marktteilnehmer mit massiven Eingriffen der Bank of England (BoE), um die Finanzmärkte wieder zu stabilisieren. Sie gehen davon aus, dass die BoE die Geldpolitik weiter lockert und den Leitzins auf 0,0 Prozent senkt. Zudem kündigte BoE-Vorsitzender Mark Carney an, die Märkte notfalls mit Massiven Geldspritzen zu retten. Die Zentralbank habe für diesen Zweck 250 Milliarden Pfund zur Verfügung und könne notfalls noch größere Summen in Fremdwährungen bereitstellen. Diese Ankündigung ließ die britische Währung umgehend weiter abstürzen.

1 KOMMENTAR

  1. Das war zu erwarten, obwohl es zwischendurch vermutlich kleine Atempausen geben wird. Wenn man den Finanzmarkt und die Politik beobachtet, ist die Talfahrt logisch. Wirtschaftlich betrachtet, könnte die Zukunft Großbritanniens im Tourismus liegen. Bereits jetzt sind Reisen ins ehemalige teure England günstig wie noch nie. In Städten wie London, bis zu 8 Prozent, in ländlichen Gebieten bis zu 15 Prozent. Ich kann mir Großbritannien, als Urlaubsland sehr gut vorstellen. Auf jeden Fall steigt in den Reisebüros bereits die Nachfrage. Großbritannien müsste den zukünftigen Tourismusmarkt nur schnell erkennen und gezielt daraufhin arbeiten.

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