Die Fluglizenz nach 35 Minuten in der Luft

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Die Piloten freuen sich. (Fotot: Jl Johnson)

In Indien fälschen Flugschulen Zertifikate, um so der enormen Nachfrage nach Piloten standzuhalten. Manchmal reichen 35 Minuten in der Luft aus, um 360 Flugstunden auf dem Papier und eine Fluglizenz zu erhalten. Auch die großen Airlines legen offenbar keinen zu großen Wert auf die Formalitäten. 

Die Flugindustrie in Indien boomt und das Budget für die Airlines wurde in den letzten zehn Jahren extrem angehoben. Der vermehrte Flugverkehr erfuhr demnach eine extreme Nachfrage an Piloten. Das Angebot an Flugzeugführern kann da aber nicht mithalten.

Einige Flugschulen bieten daher dubiose Fluglizenzen an. Jeder, egal mit welchem Bildungsabschluss oder Hintergrund kann sich dort für einen Flugschein einschreiben lassen. Diese Flugschulen vergeben offizielle Dokumente, die zum Fliegen einer Passagiermaschine berechtigen. Und das meist, ohne die vorgeschriebene Ausbildung gewährleistet zu haben.

Allerdings fühlen sich selbst die Anwärter betrogen. Ihnen wird nämlich weit aus mehr versprochen, als sie tatsächlich bekommen: Anstatt 360 Flugstunden haben manche nur 35 Minuten in der Luft verbracht. Auf den Dokumenten stehen ungeachtet dessen trotzdem die 360 Stunden schwarz auf weiß.

Die indische Regierung untersuchte bereits 2011 vergebene Fluglizenzen auf ihre Richtigkeit. Mit sehr unerfreulichen Ergebnissen, die nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurden, waren massive Konsequenzen nötig. Indien wurde wegen der Mängel sogar von der Bundesluftfahrtbehörde in ihrem Sicherheitsranking herunter gestuft.

Piloten sind entscheidend für die Sicherheit

Es geht schon lange nicht mehr nur um die Zuverlässigkeit des Flugzeugs. Seitdem die Maschine der Malaysia Airlines im Ozean verschwand, ist jeder Aspekt des Fliegens unter enormen Druck der Öffentlichkeit geraten. Und nachdem die Germanwings Maschine in Süd Frankreich abgestürzt ist, wird das Auge ganz besonders auf die Qualität der Piloten gelenkt.

Da erschreckt es umso mehr, wenn es Piloten möglich ist, ihre eigene Flugerfahrung zu frisieren. Selbst in nicht funktionstüchtigen Flugzeugen werden Stunden aufgeschrieben, um seine persönlichen Referenzen zu erweitern, schreibt Bloomberg. Mit größtenteils handschriftlicher Vermerkung in den Logbüchern ist das fast schon kein Wunder mehr.

Auch wenn manche Airlines auf ihre Angestellten und deren Ausbildung achten, gibt es dennoch einige Fluggesellschaften die jeglichen Kommentar dazu ablehnen. Es scheint, als wolle man seine eigenen Piloten gar nicht auf den Zahl fühlen. Denn findet man als Airline heraus, dass bei der Bewerbung mit gezinkten Karten gespielt wurde, kann es teuer werden. Da sie die Piloten aufgrund ihrer Lizenz nicht feuern darf, muss die Airline Weiterbildungskosten selbst übernehmen.

Pilot werden ist eigentlich schwer

Indiens Regierung schreibt per Gesetz eine Erfahrung von mindestens 200 Flugstunden vor. Selbst das gilt unter Flugexperten als viel zu wenig. In westlichen Ländern muss man bis zu zehn mal so viel leisten, um eine Flugerlaubnis zu erlangen. In Deutschland erfordert die Ausbildung zum Piloten das Bestehen unzähliger Tests und Selektierungsphasen. Bis man die Verantwortung einer Passagiermaschine tragen darf, muss man sehr viel Zeit, Energie und Leidenschaft investieren.

Airlines in Indien haben oft aber keine Wahl. Es gibt nur selten Piloten, die eine Flugerfahrung von mehr als 200 Stunden (betrugsfrei) nachweisen können. Die Fluggesellschaft übernimmt die Weiterbildung dann oft selbst. In Simulatoren werden Missstände und Fehler ausgebessert. Ob man das Flugzeug in extremen Situationen beherschen kann, sei dahin gestellt.

Indien setzt alles daran, die Sicherheit im Luftverkehr so sicher wie möglich zu gestalten. Die Bundesluftfahrbehörde hat das wahrgenommen und das Land im Ranking zurückgestuft. Allerdings finden sich selbst jetzt noch Piloten, die in den Top-Airlines mit gefälschten Zertifikaten den Bewerbungsprozess bestreiten.

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