Warum deutsche Konzerne Deutschland verlassen

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Hohe Energiepreise, massive staatliche Regulierungen und die schwache Nachfrage hierzulande führen dazu, dass deutsche Konzerne Deutschland verlassen. Nun verlegt auch ThyssenKrupp erhebliche Geschäftsteile seiner Industriesparte ins Ausland.

deutsche Konzerne Deutschland verlassen
Das Hauptquartier von ThyssenKrupp in Essen. Warum kehren deutsche Konzerne Deutschland den Rücken? (Fotolizenz: Public Domain)

ThyssenKrupp gehört im Maschinen- und Anlagenbau zu den Weltmarktführern. Seine Ingenieurskunst trägt das Label „Made in Germany“. Doch nun prüft der Dax-Konzern, massiv Stellen zu streichen und große Teile seines Industriegeschäfts ins Ausland zu verlegen.

Bis zu ein Viertel des Industriegeschäfts von zuletzt gut 6,2 Milliarden Euro könnte der Dax-Konzern aus Deutschland abziehen, darunter auch den Bau von Kokereien oder Anlagen für Polyolefine, eine bestimmte Art von Kunststoffen.

Die Verlagerung ins Ausland bei ThyssenKrupp ist ein erneuter Rückschlag für den Industriestandort Deutschland. Denn auch Ingenieurstätigkeiten gehen voraussichtlich ins Ausland.

ThyssenKrupp macht weniger Umsatz in Deutschland

„Wir sind aus der Historie heraus sehr deutschlandlastig“, zitiert Welt den neuen Vorstandschef der Sparte Industrial Solutions, Jens Michael Wegmann. Dadurch fehle dem Konzern in vielen Bereichen die Kundennähe. „Es gibt derzeit ein Ungleichgewicht zwischen der Verteilung des Umsatzes und der Mitarbeiter in den einzelnen Regionen.“

In Europa und in den GUS-Staaten beschäftigt der Anlagenbau von ThyssenKrupp derzeit zwei Drittel seiner knapp 19.400 Mitarbeiter, die Mehrzahl davon in Deutschland. Doch aus dieser Region kamen im Geschäftsjahr 2014/2015 nur rund 22 Prozent der Erlöse in dieser Sparte.

Deutschland baut kaum noch Großanlagen

Deutschland verliert als Markt für den Bau von Großanlagen an Bedeutung. Das zeigt auch die Branchenbilanz des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Danach ist die Zahl der bestellten Großanlagen hierzulande auf rund 2,6 Milliarden Euro gefallen. Das ist der niedrigste Stand seit mehr als 30 Jahren.

„Der Markt für den Neubau fossiler Kraftwerke etwa ist zusammengebrochen“, so der VDMA. Auch in der Prozess- und Grundstoffindustrie würden derzeit kaum noch Großprojekte realisiert. Gründe dafür seien:

  • Überkapazitäten,
  • hohe Energiepreise und
  • massive Regulierungsvorschriften.

Deutsche Politik vertreibt deutsche Konzerne

„In Deutschland ist heute kaum noch jemand bereit, Geld für industrielle und vor allem energieintensive Anlagen in die Hand zu nehmen“, sagte Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), kürzlich vor Unternehmern in Düsseldorf.

„Wir sind – auch aufgrund der endlosen Nachsteuerungen bei der Energiewende – zu einem Hochrisikoland für industrielle Anlageninvestitionen geworden“, so Ulrich Grillo. Die laufende Deindustrialisierung hierzulande bedrohe ganze Wertschöpfungsketten.

„In Deutschland findet ein schleichender Substanzverlust statt: Die Abschreibungen der energieintensiven Industrien werden nur noch zu rund 85 Prozent reinvestiert.“

Wohin geht ThyssenKrupp?

Jens Michael Wegmann, Industrie-Chef bei ThyssenKrupp, will die Produktion in jene Länder verschieben, in denen auch die Kunden und die Märkte sind. „German Engineering ist immer noch eine Marke in der Welt. Aber das reicht nicht mehr.“ Im Fokus stehen dabei vor allem Länder wie Indien, Thailand, Russland und Mexiko.

„Wir wollen in regionalen Märkten stärker präsent sein und dort ein lokales Geschäft aufbauen“, sagt Jens Michael Wegmann. Der Vorstandschef der Sparte Industrial Solutions ist seit Oktober 2015 im Amt und hat seitdem die Hälfte der Führungskräfte ausgetauscht.

12 COMMENTS

  1. Gegenfrage: weshalb sollten diese Konzerne denn noch hierbleiben? Etwa wegen der vielen neuen Quantenphysiker und Raketenwissenschaftler? *haha*
    Echtes „made in Germany“ gibt es doch kaum noch…..
    Um Meisterleistungen deutscher Ingenieurskunst zu sehen muß man z. B. ins Deutsche Museum nach München gehen.

  2. Mit Auslandsstandorten hat Thyssenkrupp Erfahrung. Brasilien und USA klappte schon nicht. Da düfte Indien, Thailand und Mexico eine richtige Herausvorderung sein.

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