Laut einer Studie des ZEW hat die Deutsche Bank eine Kapitallücke, die größer ist als ihr Börsenwert. Im Falle einer neuen Finanzkrise könnte sie die zu erwartenden Verluste nicht ausgleichen. Sie müsste vom Staat gerettet werden.
Im Falle einer neuen Finanzkrise hätte die Deutsche Bank nicht genügend Eigenkapital, um die zu erwartenden Verluste auszugleichen. Dies ist das Ergebnis einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Teams um Bankenexperte Sascha Steffen vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.
Die Kapitallücke bei der Deutschen Bank beläuft sich demnach auf 19 Milliarden Euro und ist damit größer als ihr Börsenwert von nur knapp 17 Milliarden Euro. Das ZEW-Team prüfte dieselben 51 europäischen Großbanken, die kürzlich den Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) durchlaufen hatten.
ZEW-Studie nach Fed-Methoden
Das Team um Sascha Steffen stützte sich auf die Methoden der US-Notenbank Federal Reserve, die den heimischen Bankensektor in diesem Jahr ebenfalls auf seine Krisenfestigkeit hin untersucht hatte. Dabei stand die absolute Verschuldungsquote im Vordergrund. Diese sogenannte Leverage Ratio ist das Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme.
Die ZEW-Studie diagnostizierte für alle 51 getesteten europäischen Großbanken eine Kapitallücke von insgesamt 123 Milliarden Euro. Die größten Risiken finden sich beim größten deutschen Geldhaus und bei zwei französischen Banken, deren Börsenwert aber immerhin klar über diesen Werten liegt.
- Deutsche Bank: 19 Milliarden Euro
- Societe Generale: 13 Milliarden Euro
- BNP Paribas: 10 Milliarden Euro
Deutsche Bank leugnet akuten Kapitalbedarf
„Wir können die vom ZEW genannte Zahl nicht nachvollziehen“, zitiert Reuters die Deutsche Bank. Der letzte Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht habe die Kapitalausstattung der Banken unter sehr strengen Voraussetzungen geprüft. Daraus habe sich jedoch kein akuter Kapitalbedarf für die Deutsche Bank ergeben.
Laut Deutsche-Bank-Chef John Cryan kann das Institut seine Kapitaldecke Schritt für Schritt aus eigener Kraft aufpolstern. Dazu soll die Bank kleiner werden und Risiken in der Bilanz abbauen. In den USA fiel das Geldinstitut im Juni zum zweiten Mal in Folge durch den Stresstest der Federal Reserve.
Der Aktienkurs ist abgestürzt und die Deutsche Bank ist zum Ziel von Spekulanten geworden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sogar gewarnt, die Risiken in ihren Bilanzen könnten das weltweite Finanzsystem ins Wanken bringen. Löst sie die nächste Finanzkrise aus?