Vermutet haben es einige Marktteilnehmer schon lange, doch nun ist es offiziell: Die Preise für Gold und Silber wurden über Jahre hinweg manipuliert. Die Deutsche Bank, einst Deutschlands angesehenstes Finanzinstitut, gestand in einem Gerichtsprozess ein, an dieser Manipulation teilgenommen zu haben. Sie war Teil eines Banken-Kartells, dass seine Macht zur Festsetzung der Edelmetall-Preise dazu nutzte, um die Märkte zu seinen Gunsten zu beeinflussen.
Die Deutsche Bank legte in einem laufenden Prozess ein Geständnis ab, den Goldpreis jahrelang manipuliert zu haben, wie Zero Hedge berichtet. Die Deutsche Bank erzielte in einem langwierigen Gerichtsprozess, in dem es um den Vorwurf der Marktmanipulation ging, am 15. April einen Vergleich mit den Klägern, einer Gruppe von Wertpapierhändlern. Die Händler warfen der Bank vor, ihre Vormachtstellung bei der täglichen Festsetzung des Goldpreises ausgenutzt zu haben, um unberechtigterweise Gewinn aus dem Handel zu ziehen und andere Investoren am Goldmarkt zu schädigen.
Deutsche Bank gesteht Manipulation des Goldpreises
Nun verpflichtete sich die Deutsche Bank dazu, eine nicht näher bezifferte Entschädigungssumme in einen Fonds einzuzahlen. In der Hoffnung auf mildernde Umstände stimmte die Bank außerdem zu, den Behörden Informationen über weitere an der Manipulation beteiligte Finanzinstitute zu liefern. Dabei soll es sich um Kommunikationsdaten handeln, die belegen sollen, wie ein Kartell aus Banken den Goldpreis über Jahre hinweg manipulierte.
„Zusätzlich zu den geldwerten Gegenleistungen, die in einen Entschädigungsfonds einzuzahlen sind, enthält die Konditionsvereinbarung weitere wertvolle Bedingungen, wie die Forderung nach der Mitarbeit der Deutschen Bank in den Verfahren gegen die verbliebenen übrigen Angeklagten“, heißt es in einem Schreiben der Anwälte der Deutschen Bank an das US-Gericht.
Die Nachricht dürfte auf dem Edelmetall-Markt einschlagen wie eine Bombe. Zuvor gab es bereits diverse Klage und Ermittlungen gegen Großbanken, bisher jedoch ohne Erfolg. Im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Goldpreis-Manipulation beim Londoner Goldpreis-Fixing wurde bereits in den USA, Großbritannien und in der Schweiz ermittelt. Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ermittelte hierzulande gegen die Deutsche Bank, fand aber keine Anzeichen einer Manipulation.
Banken-Kartell manipulierte auch den Silberpreis
Die illegalen Absprachen der Großbanken betrafen nicht nur auf den Goldmarkt. Auch der Silberpreis wurde von Deutschlands größtem Geldhaus manipuliert, wie Reuters berichtet. Die Deutsche Bank gestand in einem weiteren Gerichtsprozess, dass der Preis des Edelmetalls durch Absprachen zwischen führenden Finanzinstituten gezielt beeinflusst wurde. Zu den Mitangeklagten gehören neben der Deutschen Bank auch die Bank of Novia Scotia, HSBC und schließlich die London Silver Market Fixing Ltd. Die beschuldigten Banken verweigerten gegenüber Reuters jegliche Stellungnahme zu den Vorwürfen.
Der US-Amerikaner J. Scott Nicholson aus Washington D.C. hatte das Bankenkartell vor einem New Yorker Gericht verklagt und sie beschuldigt, ihre Macht bei der Festsetzung des Silberpreises genutzt zu haben, um den Markt seit 2007 zu seinen Gunsten zu manipulieren. Der Silberpreis wird ebenso wie der Goldpreis einmal täglich von den Großbanken in einer Telefonsitzung festgesetzt. Die Banken sollen dabei sowohl den Markt für physisches Gold als auch den Comex-Futures-Markt manipuliert haben.
Geständnis der Deutschen Bank löst Klagewelle aus
Das Eingeständnis der Deutschen Bank wird nicht nur weitreichende Auswirkungen auf die Edelmetall-Preise haben, sondern auch eine Klagewelle gegen die Großbanken auslösen. In Kanada wird bereits eine erste Sammelklage vorbereitet, wie Goldreporter berichtet. Eine Gruppe von Anwälten hat im Namen aller kanadischen Investoren, die ihr Geld zwischen Januar 1999 und August 2014 direkt oder indirekt am Silbermarkt angelegt hatten, Klage am Ontario Superior Court of Justice in Toronto eingereicht.
Die Klage der Kanzleien Sotos LLP, Koskie Minsky LLP und Camp Fiorante Matthews Mogerman richtet sich gegen die üblichen verdächtigen unter den Großbanken: Deutsche Bank, Bank of Novia Scotia, Barclays Bank, HSBC, Société Générale und UBS. Eine ähnliche Klage bezüglich der Gold-Preis-Manipulation ist am höchsten Gericht in Toronto anhängig. In der Klageschrift heißt es, dass die Banken „die Preise auf dem Goldmarkt auf konspirative Weise und unter dem Vorwand des Fixing-Prozesses, bekannt als London PM Fixing, über den Zeitraum von zehn Jahren manipuliert zu haben“.