Deutsche Bahn begibt Anleihe mit negativer Rendite

0

Als erstes Nicht-Finanzunternehmen hat die Deutsche Bahn eine Euro-Anleihe mit negativer Rendite verkaufen können. Grund ist das neue Anleihekauf-Programm der EZB, das jedoch sein eigentliches Ziel verfehlt.

Deutsche Bahn Anleihe negative Rendite
Das Beispiel Deutsche Bahn zeigt, wie die Finanzwelt aus den Fugen geraten ist. (Bildlizenz: Public Domain)

Am Dienstag hat die Deutsche Bahn als erstes Nicht-Finanzunternehmen eine Euro-Anleihe mit einer negativen Rendite verkauft. Das Schuldenmachen für Großkonzerne ist so billig wie nie, seit die Europäische Zentralbank am 9. März ihr Programm zum Aufkauf von Unternehmensanleihen ankündigte.

Die Renditen von mehr als einem Dutzend bereits bestehender Unternehmensanleihen fielen daraufhin unter null. Doch das waren alles Finanzunternehmen. Im März berichteten wir, dass die in Berlin ansässige Berlin Hyp einen durch eine Immobilie gedeckten Pfandbrief über 500 Millionen Euro mit einer dreijährigen Laufzeit und mit 0 Prozent Zinsen ausgeben konnte.

Deutsche Bahn profitiert von starker Nachfrage

Zwar konnten auch schon der Pharmakonzern Sanofi, der Energiekonzern Engie und der Konsumgüterkonzern Unilever Anleihen mit einem 0-Prozent-Coupon ausgegeben. Doch sie mussten dabei immer noch knapp positive Renditen zahlen, berichtet Reuters.

Der Deutschen Bank gelang es nun als erstem Nicht-Finanz-Unternehmen, Euro-Anleihen mit einem 0-Prozent-Coupon und mit einer negativen Rendite (minus 0,006 Prozent) zu verkaufen. Allerdings gehört das Unternehmen zu 100 Prozent dem deutschen Staat. Es wird daher diskutiert, ob es sich hier tatsächlich um Unternehmensanleihen handelt.

Am Mittwoch, also einen Tag später als die Deutsche Bahn, konnte dann auch Wolfgang Schäuble erstmals zehnjährige Bundesanleihen mit einer negativen Rendite auf den Markt bringen. Mit einer Rendite von minus 0,05 konnte der deutsche Staat Schulden in Höhe von gut 4 Milliarden Euro aufnehmen. Kein anderer Euro-Staat bekommt bisher Geld fürs Schuldenmachen.

EZB treibt Anleiherenditen ins Negative

Am 8. Juni startete die EZB ihr Corporate Sector Purchase Programme (CSPP). Allein in der vergangenen Woche hat die EZB im Rahmen dieses Programms Unternehmensanleihen für knapp 1,7 Milliarden Euro aufgekauft. Insgesamt hat sie zum Kauf von Unternehmensanleihen bereits knapp 8,5 Milliarden Euro erschaffen.

Es wird erwartet, dass die EZB die Anleihekäufe im Rahmen von CSPP auf bis zu 10 Milliarden Euro pro Monat ausweiten wird. In der Folge wird auch das Volumen der Unternehmensanleihen mit negativen Renditen zunehmen.

Merkwürdigerweise hat die Ankündigung der EZB, den Markt für Unternehmensanleihen zu stützen, bisher nicht zu einem spürbaren Anstieg der Anleiheemissionen geführt. Die Zentralbank gibt den Unternehmen also de facto Geld dafür, dass sie Schulden aufnehmen. Doch die Unternehmen greifen trotzdem nicht zu.

Die europäischen Unternehmen verweigern die Schuldenaufnahmen. Dabei könnten sie zum Beispiel dasselbe tun wie die Unternehmen in den USA. Diese haben die billigen Schulden dazu genutzt, die eigenen Aktien zurückzukaufen. Das treibt den Aktienpreis nach oben und somit auch die Manager-Boni. Europas Manager verzichten also de facto auf eine Gehaltserhöhung.