Die Commerzbank prüft, ob es sich lohnt, 2 Milliarden Euro als Bargeld im Tresor zu lagern statt auf einem EZB-Konto. Grund ist der negative Einlagenzins bei der Zentralbank von aktuell minus 0,4 Prozent.
Die Commerzbank prüft die Lagerung von mehreren Milliarden Euro Bargeld in den eigenen Tresoren. So will sie die Strafzinsen umgehen, die für Konten bei der Europäischen Zentralbank (EZB) fällig werden. Mit diesem Schritt wäre die Commerzbank die erste Großbank in Europa, die der EZB wegen der Negativzinsen Geld entzieht.
Eine Entscheidung ist aber offenbar noch nicht gefallen. Derzeit bunkert die Commerzbank noch nicht Milliardenbeträge in Form von Bargeld in ihren Tresoren, zitiert das Handelsblatt einen Sprecher der zweitgrößten deutschen Bank.
Seit Sommer 2014 verlangt die EZB Strafzinsen von Geschäftsbanken, wenn diese Geld über Nacht bei ihr parken. Seit März liegt der Zinssatz sogar bei minus 0,4 Prozent. Auf diese Weise wollen die Zentralbanker die Banken dazu bewegen, mehr Kredite zu vergeben, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Idee der Commerzbank provoziert die EZB
Wenn die Commerzbank nun aber in ihren Tresoren das Bargeld hortet, statt Kredite zu vergeben, so unterminiert sie damit das erklärte Ziel der Zentralbank. Das ist auch politisch brisant. Denn der deutsche Staat hält knapp 16 Prozent an der Commerzbank mit Sitz in Frankfurt.
Die deutschen Finanzbehörden kennen die Pläne der Commerzbank und haben keine Einwände, sagen Insider. Rein rechtlich kann die EZB den Banken auch keine Vorgaben darüber machen, was diese mit ihrer überschüssigen Liquidität machen sollen. Die Zentralbank kann ihnen aber die Flucht ins Bargeld erschweren, etwa indem sie das Bargeld schrittweise abschafft.
Lohnt sich die Bargeld-Lagerung für Banken?
Um zwei Milliarden Euro in 200-Euro-Scheinen zu lagern, benötigt man 10 Millionen Geldschein. Diese wiegen bei einem Gewicht von 1,1 Gramm pro Schein zusammen rund 11 Tonnen. Ob die Bargeld-Lagerung für Banken finanziell Sinn macht, hängt von den Kosten für Transport, Lagerung und Versicherung des Bargelds ab.
Einige Banken haben dies bereits kalkuliert und zumindest vorerst verworfen. Der bayerische Sparkassenverband hatte bereits Anfang des Jahres die Kosten der Bargeld-Lagerung durchgerechnet. Doch im März sagte dann Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon, dass sich die Tresorlagerung bei einem negativen Einlagezins von 0,4 Prozent noch nicht lohne.
Sparer horten bereits Bargeld in Tresoren
Indes haben die Banken zunehmend Probleme, die Nachfrage ihrer Kunden nach Schließfächern zu befriedigen. Vor allem in Städten boomt die Nachfrage nach Schließfächern so sehr, dass Kunden mit langen Wartezeiten rechnen müssen. Denn die Schließfächer sind in der Regel fest im Tresorraum der Bank verankert, sodass ihre Anzahl nicht einfach erhöht werden kann.
Große Versicherer bekommen immer mehr Anfragen, Tresore und Schließfächer zu versichern, sagt die Münchener-Rück-Tochter Ergo. Als Reaktion auf die Niedrigzinsen hat sich der weltgrößte Rückversicherer auch selbst schon Gold und eine zweistellige Millionensumme Euroscheine in den Tresor gelegt.
Viele Großinvestoren und Unternehmen zahlen bereits Strafzinsen, wenn sie über Nacht hohe Geldsummen bei ihren Banken parken. An private Kunden geben Banken die negativen Einlagezinsen bisher nicht weiter, sondern tragen die damit verbundenen Zinskosten selbst.
Wenn ein Kunde hohe Summen auf sein Konto bei der Deutschen Bank einzahlt, dann denkt Bank-Chef John Cryan: „Oh no! Nicht noch mehr Geld, mit dem ich Verluste machen werde. Denn niemand will das Geld, ich kann es nicht verleihen.“ Die Kreditnachfrage seitens der deutschen Unternehmen ist geringer als das Angebot der Banken.