Zwar ist der Goldpreis seit Jahresbeginn massiv angestiegen. Doch China und Russland kaufen trotzdem weiter Gold. Sie wollen ihre Abhängigkeit vom Dollar weiter verringern und streben eine finanzielle Unabhängigkeit von den USA an.
Chinas Zentralbank hat in elf der letzten zwölf Monate weiter Gold hinzugekauft. Auch im Juni kaufte sie erneut rund 15 Tonnen hinzu und hält nun offiziell 1.823 Tonnen Gold. Doch viele Analysten gehen davon aus, dass die Chinesen in Wirklichkeit mehr Gold besitzen, als offiziell angegeben – möglicherweise sogar eine ganze Menge mehr.
Im Verlauf des letzten Monats stieg der Goldpreis um rund 10 Prozent. Dennoch kaufte die chinesische Zentralbank weiter Gold hinzu. Nach Ansicht von Zhang Yanxin, Analyst bei Shanghai Flow International Trade Co., plant das Land ein weiteres Wachstum seiner Goldreserven. Zu Bloomberg sagte er:
China erneute Käufe trotz eines Preissprungs zeigen, dass das Land immer noch danach strebt, seine ausländischen Währungsreserven stetig zu diversifizieren.
China bereitet sich auf einen Goldstandard vor
Schon vor einem Jahr führte Ken Hoffman von Bloomberg Intelligence eine Reihe von Argumenten dafür an, dass die Chinesen sich darauf vorbereiten, den Yuan mit einem Goldstandard zu hinterlegen.
Sie haben schon begonnen, genau das zu tun. Sie schaffen die Voraussetzungen dafür. Sie haben Tresore gebaut. Sie sind der weltgrößte Goldkäufer. Sie haben vor zwei Monaten eine chinesische Goldbank gestartet, wo sie sagen, dass sie 16,5 Milliarden Dollar aufbringen, um Gold für andere Zentralbanken zu kaufen, damit sie ihr Gold nach China bringen können.
Russland will sich vom Dollar unabhängig machen
Auch die Russen haben im vergangenen Monat weiter Gold hinzugekauft. Im Mait hatten sie nur 3 Tonnen gekauft. Doch im Juni kaufte die russische Zentralbank 18,7 Tonnen Gold. In der ersten Jahreshälfte 2016 haben die Russen somit ihre Goldbestände um 84 Tonnen auf 1.499 Tonnen erweitert. Damit sind sie laut den offiziellen Angaben weltweit die Nummer 6.
- USA
- Deutschland
- Italien
- Frankreich
- China
- Russland
- Schweiz
Im vergangenen Dezember hatte Russland Pläne angekündigt, wonach das Land seine Goldreserven innerhalb von fünf Jahren auf 500 Milliarden Dollar aufstocken will. Russland will sich damit nach eigenen Angaben gegen ökonomische Risiken absichern.
Weltweit besitzen die Zentralbanken heute 2,7 Prozent mehr Gold als noch vor einem Jahr, so ein in der vergangenen Woche veröffentlichter Bericht des World Gold Council. Die Zentralbanken besitzen nun zusammen rund 32.8000 Tonnen.
Gold für finanzielle Unabhängigkeit
Viele Analysten gehen davon aus, dass Russland und China ihre Abhängigkeit vom Dollar und vom Euro verringern wollen. Laut dem früheren Chef der Bank of England, Mervyn King, erlaubt der Goldbesitz den Chinesen und Russen, die Zukunft ihrer Finanzen stärker selbst zu kontrollieren.
China und andere Staaten wollen eine Situation vermeiden, worin alle ihre internationalen Vermögenswerte in Wirklichkeit abhängig von den USA sind. […] Es ist extrem vernünftig, Vermögenswerte im Portfolio zu haben, die nicht vom guten Willen anderer Staaten abhängig sind.
Dieselbe Argumentation wie für Staaten gilt aber auch für den einzelnen Investor: Es ist extrem vernünftig, Vermögenswerte im Portfolio zu haben, die nicht vom guten Willen irgendwelcher Staaten abhängig sind.