Buenos Aires hat mehr Theater als Paris, mehr Taxis als New York und sechs U-Bahn-Linien. Dennoch kann man hier preiswerter leben als in den meisten vergleichbaren Großstädten. Zudem muss man in Argentinien fast nirgends seinen Ausweis vorzeigen. Die in der westlichen Welt oftmals vermisste Anonymität ist hier gewährleistet.
In der 12-Millionen-Hauptstadt von Argentinien benötigt man seinen Pass nur, um alle 90 Tage zur Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung einmal nach Uruguay und zurück zu fahren. Ansonsten interessiert sich in Südamerika niemand dafür, wer man ist und was man bei sich hat. Zudem braucht man hier nicht viel Geld zum Leben.
Trotz einer Inflationsrate von 20 Prozent (die Regierung spricht offiziell von 11 Prozent) gilt Buenos Aires nach wie vor als die preiswerteste Metropole der gesamten zivilisierten Welt. Mit mehr Theatersälen als Paris (Buenos Aires: 187, Paris: 150) und mehr Taxis auf jeden Einwohner als New York (Buenos Aires: ein Taxi auf 72 Einwohner, New York: ein Taxi auf 681 Einwohner). Mit sechs U-Bahnlinien und mit einem Hafen, der als der geschäftigste Umschlagplatz der Welt gilt.
Während die Ureinwohner vom Stamm der Guarani den ersten Besucher aus Europa, den Matrosen Juan Diaz de Solis, im Jahre 1516 einfach töteten und verspeisten, haben die heutigen Einwohner wegen des Überangebots an Lebensmitteln (Rindfleisch, Korn und Tabak), Kultur (Operngesang, Tangotänze) und Sport (Pferdewetten, Polo, Autorennen, Golf, Basketball, Rugby, Feldhockey, Tennis und natürlich Fußball) ganz andere Sorgen.
Das Skyline-Viertel Palerma, in dem die gehobene Mittelschicht lebt, hat inzwischen den Beinamen „Villa Freud“, weil dort der weltweit höchste Anteil von Menschen lebt, die eine Psychoanalyse in Anspruch nehmen. Was wohl die Kehrseite von etwas zu viel Gelassenheit ist. Was in Deutschland in einer Stunde geklärt ist, dauert in Buenos Aires schon mal fünf Stunden.
Buenos Aires ist voller Kontraste und erst auf den zweiten Blick schön: In edlen Eingangshallen polieren Portiers Messingschilder, davor durchsuchen Papiersammler den Müll. Wenn man von Puerto Madero ins Microcentro nach Montserrat läuft, ist es ein Spaziergang vom Jahr 2010 ins Jahr 1950. Denn in manchen Stadtteilen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Die Stadt sieht aus wie Paris, Rom oder Madrid, und gleichzeitig ziehen nachts die Cartoneros um die Häuser. Sie schlitzen stundenlang Kehrichtsäcke auf, bringen Kartons, Plastik und Leergut mit ihren Leiterwagen zu den Sammelstellen, verdienen sich so ein paar Pesos und erledigen nebenbei die Abfalltrennung.
Buenos Aires besteht aus 48 eigenständigen Stadtteilen mit verschiedenen Schwerpunkten. Shoppingmeilen sind Almagro und Balvanera. Wohngebiet der reichen Bevölkerung: Recoleta und Palermo. Börsen- und Geschäftszentrum: Retiro und San Nicolas. Typisches Bahnhofsviertel: Balvanera. Gerichtsbezirk: San Nicolas El Bajo. Buenos Aires ist ein bischen wie Berlin: arm, aber sexy.
Das hat auch die größte homosexuelle Gemeinschaft Lateinamerikas angezogen. Seit 2006 legen viele Kreuzfahrtschiffe mit schwulen Gästen an. Es gibt einen Anstieg der von Homosexuellen betriebenen Geschäfte bis hin zum Bau eines 5 Sterne Hotels.
Soviel kostet das Leben in Buenos Aires
Ein Direktflug von Frankfurt am Main nach Buenos Aires dauert 13 Stunden. Die Zeitverschiebung beträgt minus drei Stunden zur Mitteleuropäischen Winterzeit. Impfungen braucht man keine. Die Temperaturen liegen im wärmsten Monat Januar zwischen 20 und 30 Grad und im kältesten Monat Juli zwischen 7 und 15 Grad. Eine Atlantikbrise vertreibt den Smog aus der Millionenstadt. Das Baden ist zumindest im Rio de la Plata seit 1980 wegen der großen Verschmutzung verboten.
Lufthansa fliegt direkt ab 1.165 Euro. Man kann aber auch mit Spanair von Frankfurt am Main nach Madrid ab 107 Euro fliegen und dann weiter mit Air Europa nach Buenos Aires ab 461 Euro.
Der internationale Flughafen von Buenos Aires heißt Ezaiza (EZE) und liegt 37 Kilometer außerhalb der Stadt. Das Taxi in die Stadt kostet zirka 16 Euro. Ein Kleinwagen kostet ab 180 Euro die Woche bei Nationalcar. Benzin kostet 65 Cent pro Liter. Ein U-Bahnticket kostet 18 Cent für eine Stunde Fahrt.
Ein Zimmer im Viersterne-Hotel im Zentrum bekommt man ab 65 Euro. Ein Doppelzimmer im Dreisterne-Hotel ab 45 Euro. Eine Pension mit Doppelzimmer im feinen Palermo schlägt ab 25 Euro zu Buche.
3 bis 4 Euro zahlt man in Buenos Aires für ein Mittagsmenü, 6 Euro für ein 300-Gramm-Rinderfilet, 25 bis 30 Euro für ein Dinner zu zweit. Das einzige, was in den letzten Jahren deutlich teurer geworden ist, sind Immobilien.
Teures Hafenviertel
Überall wird gebaut und renoviert. Alte Werkshallen am Hafen Puerto Madero wurden nach dem Vorbild Londons oder Hamburgs zu einem der schicksten und teuersten Stadtviertel umgebaut. In die alten Industrieruinen sind noble Büros, 5-Sterne-Hotels und edle Restaurants eingezogen. Wer heute in Buenos Aires schick ausgehen will, für den ist Puerto Madero eine der ersten Anlaufstationen.
Als Nummer 1 gilt das „Cabana Las Lilas“. So ab 21.30 Uhr bilden sich da freitags und samstags lange Schlangen vor dem Pult des Mädchens, das die Tische zuteilt. Wenn alles voll ist, werden die Wartenden mit einem elektrischen Piepser ausgestattet und bekommen an der Bar im Vorraum einen Schampus auf Kosten des Hauses. Wenn das Gerät piepst, ist der Tisch gedeckt.
Ebenso so gut schmeckt es im deutlich preiswerteren Happening. Dort müssen Sie auch nicht Schlange stehen, dafür gibt es aber auch keinen Schampus. Ums Parken kümmert sich hier übrigens nach US-Vorbild ein Angestellter des Restaurants.
Convent Eines der besten Beispiele, was in Buenos Aires auf dem Immobilienmarkt abgeht, ist das Stadtviertel Palermo (Foto). Früher war dies lediglich eine sehr gute Wohngegend mit riesengroßen Parks und Zoo. Inzwischen haben sich die billigeren Straßenviertel zu einem Einkaufsparadies und Zentrum im Nachtleben entwickelt, neben Recoleta.
Im Erdgeschoss sind Boutiquen, Restaurants und Kneipen eingezogen, in die oberen Etagen Büros oder Wohnungen. Da sind komplette neue Viertel mit Phantasienamen wie Palermo Soho oder Palermo Hollywood entstanden. Wenn man mal ein halbes Jahr nicht dort gewesen ist, dann ist das Kneipenviertel schon wieder um 20 Blocks gewachsen.
Trotz des Booms noch Wohnungen für 60.000 Euro
Die gute Nachricht ist, dass Sie trotz einer solchen Nachfrage in Palermo heute immer noch kleine Wohnungen ab etwa 60.000 Euro finden mit zwei Balkons, Klimaanlage und Fußbodenheizung. Dabei heißt es natürlich etwas suchen, und es kann auch vorkommen, dass bei diesem Preis auch noch die eine oder andere Renovierungsarbeit zu erledigen ist.
Eines der preiswerteren Viertel ist auch noch das sehr große Belgrano, das vom Centro aus direkt hinter Palermo kommt, in Richtung den Fluss hinauf. Hier sind ebenfalls noch preiswerte kleine Wohnungen ab etwa 52.000 Euro zu finden, und in einigen Seitenstraßen sogar Häuser (150 Quadratmeter) mit Garten (200 Quadratmeter mit Grillplatz), die zum Beispiel an der Avenida Libertador 202.000 Euro kosten.
In Recoleta, dem wohl elegantesten Viertel in der Innenstadt, werden Sie nichts mehr unter 100.000 Euro finden. Dort, sagten Makler übereinstimmend, beginnen die Preise heute bei etwa 1.900 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.
Ein Österreicher in Buenos Aires mit guten Angeboten
Was den Kauf einer Immobilie betrifft, so ist es eigentlich wie überall. Anwälte raten Ihnen, bei der Abwicklung einen Anwalt hinzu zu ziehen, und Makler sagen Ihnen, dass es auch ohne geht. Für den gesunden Menschenverstand der Argentinier spricht, dass es auch hier wie rund ums Mittelmeer üblich ist, aus Gründen der Sparsamkeit in den offiziellen Kaufurkunden einen niedrigeren als den wirklichen Kaufpreis einzutragen. Wo die vertretbaren Grenzen liegen, sagen Ihnen Makler und Notar.
Was die Frage betrifft, Anwalt oder nicht: Sie sollten einen nehmen, wenn Sie wenig oder gar nicht Spanisch sprechen. Oder Sie suchen sich einen Makler wie Ricardo Folger, ein in Graz gebürtiger Österreicher, der schon viele Jahrzehnte in Buenos Aires mit Immobilien sein Geld verdient, was in dieser Branche ja durchaus schon so etwas wie eine Sicherheit ist. Folger hat nicht nur preiswerte Häuser und Apartments in Wohnvierteln wie Belgrano, Colegiales, Nunez, Florida oder Olivo, sondern auch grosse Landgüter in Patagonien oder in den Anden. Zur Zeit schwärmt er von einem riesigen Besitz in der Provinz San Luis von 18.000 Hektar. Den können Sie komplett für 1,3 Millionen Euro kaufen oder stückweise für 75 Euro den Hektar. Entsprechende Geschäftsideen hat der clevere Österreicher auch gleich eine ganze Reihe auf Lager.
Wohnen auf einer Insel im Tigre-Delta
Wenn Sie ein Haus mit Garten suchen, müssen Sie noch weiter den Rio de la Plata hinauf, bis nach Olivo, das bereits außerhalb der Stadtgrenze von Buenos Aires liegt. Oder Sie fahren mit dem Zug in die entgegengesetzte Richtung, dann kommen Sie nach knapp einstündiger Fahrt im Städtchen Tigre an, einem beliebten Wochenend-Ausflugsziel.
Tigre liegt an der Mündung des Parana-Flusses, der hier ein riesiges Delta mit unzähligen großen und kleinen Inseln bildet. Sie fahren entweder mit einem Boot durch das Delta und essen in einem der vielen Restaurants auf einer Insel (Tipp: Gatoblanco). Sie können sich aber auch dort ein Haus kaufen und als äußerst originellen Wohnsitz oder auch touristisch nutzen.
Und so machen Sie das in Argentinien mit Ihren Papieren
Argentinien ist ein Land, in dem alles sehr locker und unkompliziert zugeht. Im Prinzip macht dort eigentlich jeder, was er will, und keiner kümmert sich darum. Das gilt auch für Ihre Papiere. Um eine offizielle Residencia (für die Sie Pass, Geburtsurkunde, Adresse, Führungszeugnis und ein Einkommen von 500 Euro brauchen), sollten Sie sich wirklich nur kümmern, wenn einer der beiden Gründe auf Sie zutrifft:
- Sie wollen so früh wie möglich einen argentinischen Pass. Den bekommen Sie nach zirka. 3 Jahren, für niedrige Gebühren.
- Sie brauchen ein Wohnsitzpapier zum Vorzeigen in Europa, als Beweis, dass Sie nicht in Europa wohnen. Zum Beispiel, damit Sie bei Ihrer Bank als Nicht-EU-Bürger gelten. Oder, falls Sie die meiste Zeit des Jahres in Italien oder Spanien leben und man sie dort zum Steuerbürger machen möchte.
In allen anderen Fällen sollte man in Argentinien nur Tourist bleiben ? und alle 3 Monate mal einen Tag nach Uruguay fahren.
Und noch ein Spar-Tipp für alle Kreuzfahrtliebhaber
Von Buenos Airos starten viele Südamerika-Kreuzfahrer mit Stationen wie Falkland-Inseln, Kap Horn, Uruguay und Chile. Normalerweise kostet die Luxuskabine auf der „Star Princess“ 1.709 Euro pro Person, die Ende März in See sticht. Doch mit einem Trick kostet die Kabine ohne Komfortabstriche nur 854,50 Euro pro Person.
Zu diesem Schnäppchenpreis gelangt man über die Internetplattform Stornopool. Auf dieser Website können verhinderte Urlauber ihre geplatzten Reisen anbieten. Davon profitieren gleich zwei: Der Verhinderte spart einen großen Teil der Gebühren, wenn ein anderer an seiner Stelle den Urlaub antritt. Der Käufer kann mit einem echten Schnäppchen rechnen, denn die Reisen werden mit ordentlichen Ermäßigungen angeboten. Vor allem bei Reisen mit weniger als 30 Tagen bis zum Reisebeginn, kann dabei die Ersparnis recht groß sein. Außer Pauschalarrangements werden auch einzelne Flüge online vermittelt – ausgenommen sind Linien- und Billigflüge.