Rothschild: „USA sind die größte Steueroase der Welt“

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Präsident Obama fordert von anderen Staaten einen entschiedenen Kampf gegen Steuerflucht, dabei sind die USA selbst die größte Steueroase der Welt, so ein Sprecher der Finanzdynastie Rothschild. (Foto: flickr/<a href="https://www.flickr.com/photos/12863058@N08/2835463696/in/photolist-5jyuz7-5JcaW5-5U4wjW-5zx64e-6c9YPK-6UPqFY-4qkhFg-5jyvtN-5jyrEm-4WKsFs-5Wszy5-6w5tL2-5TnJR3-5VCjri-5jsPLL-5phYn2-5TnBV9-5jsF8E-4Fnron-5TnBFA-4FNefg-6uPiGf-68nWmP-7pPou2-bqpWfv-5tf51U-cWJaVy-cWJdDf-7mRBrq-hpstKK-5ZQDGQ-5snecs-drKL6z-62i4Z1-cWJg5J-cWJeX5-5zD28E-4eNEhn-4UwePb-4ugiZg-5C5e4w-5DVskx-5t8tMY-cWJ9wW-cWJckN-deJpYD-4eNEjn-5wfTrw-4pJya5-7nC9qn" target="_blank">dcblog</a>)
Präsident Obama fordert von anderen Staaten einen entschiedenen Kampf gegen Steuerflucht, dabei sind die USA selbst die größte Steueroase der Welt, so ein Sprecher der Finanzdynastie Rothschild. (Foto: flickr/dcblog)

„Steuerflucht ist ein großes, globales Problem“, sagte US-Präsident Obama kurz nach der Veröffentlichung der Panama Papers. „Vieles davon ist legal, aber das ist genau das Problem.“ Das Bekanntwerden der Kundendaten der Kanzlei Mosaik Fonseca ist eine schlechte Nachricht für alle Besitzer von Briefkastenfirmen in Lateinamerika, aber eine großartige Nachricht für das Steuerparadies USA. Denn genau jenes Land, das sich weltweit als der schärfste Kritiker von Steueroasen aufspielt, ist in Wahrheit selbst das größte Steuerparadies, wenn man der renommierten Finanzinstitution Rothschild glaubt.

Andrew Penney, leitender Manager bei der Londoner Muttergesellschaft Rothschild Wealth Management & Trust, die über 23 Milliarden Dollar von rund 7.000 Klienten verwaltet, nannte die USA kürzlich „das größte Steuerparadies der Welt“. Die USA hätten weder die Ressourcen, um ausländische Steuergesetze umzusetzen, noch den Willen, Steuerflüchtlinge im eigenen Land zu verfolgen. Rothschild hat deshalb schon vor einigen Jahren reagiert und eine Treuhandgesellschaft in Nevada eröffnet. Und nachdem die älteste Finanzdynastie es vorgemacht hat, folgen nun weitere Vermögensverwalter und Offshore-Dienstleister aus aller Welt.

Finanzdynastie Rothschild setzt auf Steueroase USA

Die Finanzdynastie der Rothschilds hat in der Kasino-Stadt Reno im US-Bundesstaat Nevada eine Treuhandgesellschaft eröffnet. Das neue Epizentrum der weltweiten Steuerparadiese liegt im zwölften Stock des ehemaligen Nord-Amerika-Hauptquartiers von Porsche, nur wenige Meter von den renommierten Kasinos Harrah’s und Eldorado entfernt. Der Vorteil des Standortes liegt auf der Hand: Die USA haben als eines der wenigen Länder neben Panama die internationalen Melderegeln zu Steuerflucht nicht unterzeichnet. Es ist eines der letzten Länder, in dem Bankberater offen damit werben, dass Einlagen vor ausländischen Behörden sicher sind.

„Die USA halten sich nicht an die internationalen Standards und aufgrund ihrer politischen Macht kommen sie damit durch“, sagte Bruce Zagaris, Anwalt der Kanzlei Berliner, Corcoran & Rowe LLP, gegenüber Bloomberg. „ Es ist das einzige Land, dass das weiterhin machen kann. Andere Länder wie Panama haben es versucht, haben aber nicht die Schlagkraft der USA“. So lässt auch die OECD in ihrer Ächtung der Steuerparadiese die USA stets außen vor, da das Land der größte Geldgeber der Organisation ist.

Den superreichen Familien, die Kunden bei Rothschild sind, geht es in erster Linie darum, ihre Vermögenswerte zu verschleiern und nur in zweiter Hinsicht um Steuerersparnisse. „Privatsphäre ist enorm wichtig, besonders in Ländern, in denen es Korruption gibt“, so Scott Cripps, der Leiter von Rothschild Trust North America LLC, gegenüber Bloomberg. Bei Bedarf hilft der Rothschild-Trust seinen Klienten auch dabei, Gelder im US-Immobilienmarkt zu waschen, wie Zero Hedge berichtet. Und da die Rothschild-Anwälte alle Türen im Kaninchen-Bau des US-Rechtssystems kennen, schaffen sie es, dass ihre Klienten anonym bleiben und nicht auf den gefürchteten schwarzen Listen landen.

Rothschild macht es vor, andere Unternehmen folgen

Doch der Rothschild-Trust, der im Jahr 2013 aufgebaut wurde, steht nur einem ausgewählten Klientel von Superreichen zur Verfügung. „Wir bieten unsere legalen Strukturen unseren Klienten nur an, wenn wir absolut sicher sind, dass ihre Steuergeschäfte in Ordnung sind. Sowohl die Klienten selbst als auch unabhängige Steuerfachanwälte müssen uns dies bestätigen“, so ein Rothschild-Sprecher gegenüber Bloomberg. Ein reiche türkische Familie habe das Unternehmen beauftragt, ihre Vermögenswerte von den Bahamas nach Nevada zu transferieren. Eine wohlhabende asiatische Familie verlagere gerade ihr Vermögen von den Bermudas in den Wüstenstaat.

Wenn die Rothschilds einen Trend setzen, dauert es nicht lange, bis andere namenhafte Unternehmen folgen. Die Treuhandgesellschaft Cisa Trust Co. SA mit Sitz in Genf will ebenfalls einen Firmensitz in den USA anmelden, in Pierre im US-Bundesstaat South Dakota. So will das Unternehmen den „Bedürfnissen unserer ausländischen Klienten gerecht werden“, sagte Cisa-Chef John J. Ryan Junior. Das Unternehmen wurde 1972 gegründet und berät vor allem reiche Südamerikaner.

Die weltgrößte Firma, von der niemand je gehört hat, ihren Sitz in weiser Voraussicht schon im Jahr 2012 nach Reno in Nevada verlegt. Der weitgehend unbekannte Vermögensverwalter Braeburn Capital verfügt über mehr Kapital als der weltgrößte Hedgefonds Bridgewater um Star-Manager Ray Dalio, wie Zero Hedge berichtet. Denn Braeburn Capital verwaltet die weit über 200 Milliarden Dollar Cash-Reserven des Technologiekonzerns Apple.

Und auch Trident Trust Co., einer der größten Anbieter von Offshore-Firmen, hat seine Firmensitze von der Schweiz und den Cayman Islands nach Sioux Falls im US-Bundesstaat South Dakota verlagert. „Cayman wurde im Dezember zerschlagen und schloss Konten von Kunden, die Abhebungen vornahmen“, sagte eine Trident-Managerin gegenüber Bloomberg. Viele weitere Kunden hätten das Vertrauen in den Steuerstandort Schweiz verloren. „Ich war überrascht wie viele, die hierher (in die USA, Anm. d. Red.) kamen, vorher über Schweizer Konten verfügten. Doch sie wollen raus aus der Schweiz.“

Die US-Behörden schließen ein Steuerparadies nach dem anderen und treiben das Kapital so in den Dollar. (Foto: flickr/<a href="https://www.flickr.com/photos/kjgarbutt/6407312465/in/photolist-aLc9Lz-a3218U-aFAtAX-9Vztxp-4DRfcu-GK4SR-pdpBA8-qvXTu2-9iPyKy-n7qrqG-68x5gQ-aFAqZ6-a2YaDD-KoZtS-aSRbK4-8E6w9H-aFDd9c-aFAzba-bbv8AK-oYnMVT-bbv7cM-4nSi2-qzguJ1-5itVmz-9VCot1-98nzJM-aoYkym-azMSVS-9VzCpn-9VzyV4-68vjKV-a4bsRP-aALUbP-avCdDc-bbv8aP-5RDVrK-3EieL2-a5WCVY-j5ns98-awPpoB-32PHEM-9WyKcd-avCe1r-61LYTT-bxDhoE-Ed22H-dPMRw8-o5xNrj-cEJbSo-eT3FQ3" target="_blank">Kurtis Garbutt</a>)
Die US-Behörden schließen ein Steuerparadies nach dem anderen und treiben das Kapital so in den Dollar. (Foto: flickr/Kurtis Garbutt)

US-Behörden jagen Steuersünder im Ausland

Während in einigen US-Bundesstaaten die lockersten Steuergesetze weltweit herrschen, machen die US-Behörden im Ausland verstärkt Jagd auf Steuerflüchtlinge. In den letzten Jahren machten die Finanzbehörden nicht nur führenden Bank wie UBS oder Credit Suisse den Prozess, weil sie US-Bürgern zur Steuerflucht verholfen haben, sondern auch  Sportfunktionären der FIFA. Die üppigen Strafzahlungen bessern nicht nur die klamme Staatskasse der US-Regierung auf, sondern treiben Millionäre aus aller Welt ins Steuerparadies USA.

Mehr als 80 Banken haben sich zu Strafzahlungen von insgesamt 5 Milliarden Dollar an die US-Behörden verpflichtet. Zu diesen Unternehmen gehörte auch die Rothschild Bank AG. Das Geldhaus gab zu, US-Bürgern dabei geholfen zu haben, ihr Geld vor dem amerikanischen Finanzamt zu verstecken. Rothschild verpflichtete sich dazu, eine Strafzahlung in Höhe von 11,5 Millionen Dollar zu leisten und rund 300 Bankkonten mit einem Gesamtvermögen von rund 800 Millionen Dollar zu schließen. Im Gegenzug sahen die Behörden von einem Gerichtsverfahren ab.

Die US-Behörden haben mit ihrer energischen Jagd eine immensen Kapitalstrom ausgelöst, der sich in Richtung der USA bewegt. „Wie ironische – nein, wie pervers – dass die USA, die so scheinheilig in ihrer Verurteilung schweizerischer Banken waren, nun die strengsten Bankgeheimnisse der Welt haben“, zitiert Bloomberg Peter A. Cotorceanu, Anwalt bei der Zürcher Kanzlei Anaford AG. „Hören sie das große Sauggeräusch? Es ist das Geräusch des vielen Geldes, das in die USA drängt.“

Das Kapital drängt in die sicherste Steueroase: USA

Das Ziel lautet: Europäische und südamerikanische Steueroasen sollen ausgetrocknet werden und der Steuerstandort USA soll gestärkt werden. Die Botschaft scheint auch bei den Reichen aus Europa anzukommen. Einem Bericht der Organisation New World Wealth (NWW) zufolge sind im vergangenen Jahr viele EU-Millionäre mit ihrem Vermögen in die USA abgewandert. Rund 3.000 Millionäre aus Griechenland, 10.000 aus Frankreich, 6.000 aus Italien und 2.000 aus Spanien sind mit ihren Vermögensgütern ausgewandert. Am häufigsten zieht es die Wohlhabenden dabei in die USA und nach Großbritannien. Sie sind auf der Suche nach einer neuen Schweiz.

Und die neue Schweiz liegt in mitten in der Wüste in den Vereinigten Staaten. Doch die Zeit tickt, denn die US-Behörden haben bereits damit begonnen, die Panama Papers nach Steuerflüchtlingen zu durchforsten. Das US-Justizministerium gab bekannt, dass die Daten nach Beweisen für Korruption und andere Verstöße gegen US-Recht durchsucht würden. Da passt es bestens ins Bild, dass in den Panama Papers die Namen von westlichen Milliardären fehlen. Sie erhalten scheinbar eine weitere Chance, ihr Vermögen in die USA zu verlagern, bevor die letzten Steueroasen in Europa und Lateinamerika geschlossen werden.

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