Studenten trinken mehr Alkohol als junge Arbeiter

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Wegen ihres unstrukturierten Alltags können deutsche Studenten so viel und so oft Alkohol trinken wie niemand sonst. Und sie tun es auch, wie eine aktuelle Studie zeigt. Nun empfiehlt der Suchthilfeverband Blaues Kreuz den Studenten, zwei alkoholfreie Tage pro Woche einzuhalten.

Studenten trinken mehr Alkohol als alle anderen
Studenten trinken mehr Alkohol als gleichaltrige Nicht-Studenten. (Foto: Jirka Matousek)

Studentinnen und Studenten finden fast jeden Tag einen Grund zum Trinken, seien es Studentenpartys, Kneipenabende oder einfach Abende in der Studenten-WG. Studenten können auch unter der Woche so feiern wie andere nur am Wochenende.

Professorin Renate Soellner hat an der Universität Hildesheim das Suchtverhalten der Studenten untersucht. An der Studie nahmen freiwillig 1.838 Studenten teil. Das sind knapp 28 Prozent aller Studenten der Universität Hildesheim.

„Studenten trinken mehr als andere Gruppen im selben Alter“, zitiert N24 die Professorin. Etwa 18 Prozent der Befragten gehörten zur Risikogruppe. Mögliche Ursachen für den überdurchschnittlichen Alkoholkonsum sind die erste eigene Wohnung, die neu gewonnene Freiheit sowie das oft unstrukturierte Leben.

Nicht alle Studenten trinken mehr Alkohol, als gut ist

„Es ist nicht so, dass alle Studierenden sich die Kante geben“, sagt Professorin Renate Soellner. Fast zwei Drittel der befragten Studenten trinken im Durchschnitt höchstens einmal in der Woche Alkohol. Auf der anderen Seite sei aber auch der exzessive Alkoholkonsum weit verbreitet.

Nach Ansicht der Professorin seien es Anzeichen einer Gefährdung, wenn man seine gesamten Aktivitäten rund um den Alkoholkonsum ausrichtet oder in solchen Momenten trinkt, in denen man eigentlich kognitiv klar sein muss, etwa vor einer Prüfung.

Der Weg zur Alkoholsucht ist oft ein schleichender Prozess. Spätestens wenn der Konsum regelmäßig wird und die Promillezahl höher, sollten die Alarmglocken läuten. Doch nicht jeder Mensch ist suchtgefährdet. Nach Ansicht von Benjamin Becker vom Suchthilfeverband Blaues Kreuz spielen drei Dinge eine Rolle.

  • Wie ist meine Persönlichkeit?
  • Wie mein Umfeld?
  • Welche Suchtmittel konsumiere ich?

Alkohol zu trinken sei ja prinzipiell nicht schlecht, so Benjamin Becker. Die Menge und die Regelmäßigkeit des Alkoholkonsums machten den Unterschied. Zwei alkoholfreie Tage pro Woche sollten Studenten mindestens einhalten.

Alkohol ist eine angesehene Kulturdroge. Im Vergleich zu anderen Drogen wird Alkohol als weniger gefährlich eingestuft. „Man verniedlicht Alkohol schnell“, sagt Benjamin Becker. Doch laut der Drogenbeauftragten der Bundesregierung sind etwa 1,3 Millionen Menschen alkoholabhängig, und 74.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen des Alkoholkonsums.

Laut einer aktuellen Studie ist Alkohol deutlich gefährlicher als Cannabis. Denn eine Überdosis Alkohol führt mit einer 114-mal so hohen Wahrscheinlichkeit zum Tod wie ein übermäßiger Konsum von Cannabis. Die Studie empfiehlt daher eine globale Entkriminalisierung von Cannabis.

Wie hilft man Studenten, die zu viel trinken?

Vor der Suchtphase komme zunächst die Missbrauchsphase, sagt Benjamin Becker. Aus dieser Phase könne man es noch aus eigener Kraft herausschaffen. Je mehr die Gedanken um den Konsum kreisen, desto gefährdeter ist man.

Freunde sollten einem Alkoholabhängigen die Wahrheit ins Gesicht sagen. Benjamin Becker empfiehlt, das Thema in einer vertrauten Atmosphäre anzusprechen. „Es muss respektvoll und wertschätzend sein, aber mit klarer Kante.“ Jede Besserung beginnt mit der notwendigen Einsicht des Alkoholsüchtigen.

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