Investoren lieben deutsche Kaufhäuser mehr als die Kunden

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Investoren lieben deutsche Kaufhäuser mehr als die Kunden
Investoren lieben deutsche Kaufhäuser mehr als die Kunden. (Foto: Katherine Price)

Ausländische Investoren haben im ersten Halbjahr 2015 massiv in deutsche Einzelhandels-Immobilien investiert. Deutschlands Kaufhäuser sind begehrt, weil die deutsche Wirtschaft als stabil gilt. Zudem können die Kaufhäuser wegen der großen Vielfalt an Läden leicht eine passende Mischung anbieten.

Internationale Investoren reißen sich um deutsche Einkaufszentren, Kaufhäuser und Läden. Sie kaufen so viel wie seit 2007 nicht mehr, obwohl Online-Shops immer mehr deutsche Kunden von den Offline-Läden ins Internet locken.

Im ersten Halbjahr 2015 kauften ausländische Investoren deutsche Einzelhandels-Immobilien im Wert von fast 6 Milliarden Euro. Das ist rund dreimal so viel wie noch ein Jahr zuvor, so eine Schätzung von BNP Paribas Real Estate.

Die Verkäufe im Einzelhandel hingegen gingen im vergangenen Jahr um 1 Prozent zurück und nach Prognosen des Marktbeobachter GfK Group SE werden die Einzelhandelsumsätze auch in diesem Jahr weiter fallen.

„Der Wille, Risiken einzugehen, ist stark angestiegen“, zitiert Bloomberg Joseph Frechen, einen Hamburger Einzelhandelsanalysten bei der Immobilienfirma Bulwiengesa AG. Es gebe bereits Warnungen vor einer Überhitzung.

Fallende Kundenzahlen und Zeichen für ein Ende des Mietanstiegs schrecken die Investoren bisher nicht ab. Die Käufer von Einzelhandels-Immobilien in Deutschland machen Renditen von mindestens 3,5 Prozent. Das ist deutlich mehr als rund 2 Prozent in Großbritannien, so Daten von BNP Paribas.

Zu den Investoren im deutschen Markt für Einzelhandelsimmobilien gehören die Blackstone Group LP und Colony Capital Inc. Sie werden angezogen durch die stabile deutsche Wirtschaft und die billige Finanzierung. Mit einem Einzelhandelsumsatz von 408 Milliarden Euro ist Deutschland einer der größten europäischen Märkte.

Fallende Umsätze

Doch Deutschland ist laut GfK neben der Schweiz, Finnland, Griechenland und Zypern eins von sechs europäischen Ländern, wo die Umsätze im Offline-Einzelhandel im vergangenen Jahr zurückgingen.

„Es gibt viel Druck zu investieren“, sagt Jörg Krechky, Chef des deutschen Einzelhandelsinvestments bei Savills Plc. in Hamburg. Einige Investoren kümmerten sich nicht sehr um die Konkurrenz durch Online-Shops, weil die Erträge in Deutschlands Einzelhandel immer noch besser sind als bei Staatsanleihen. Viele Investoren kauften Supermärkte und Einzelhandelsparks, die billiger seien und widerstandsfähiger gegen die Konkurrenz des Online-Handels.

Hudson’s Bay verzeichnete dieses Jahr den bisher größten Deal mit dem Kauf von Kaufhof für 2,4 Milliarden Euro. Kaufhof ist Deutschlands größte Kaufhaus-Kette. Die Umsätze bei Kaufhof fielen im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent. Doch allein die Immobilien des Kaufhof-Konzerns sind mehr wert als der Kaufpreis.

Blackstone greift zu

Auch das in New York ansässige Blackstone, das Vermögen im Wert von 93 Milliarden Dollar managt, macht erste Streifzüge durch das deutsche Einzelhandelsgeschäft. Blackstone ist die größte Beteiligungskapitalgesellschaft der Welt. Sie wird 55 deutsche Supermärkte für rund 470 Millionen Euro kaufen.

Im Juni dieses Jahres taten sich Colony Capital und der Immobilienverwalter Hamburg Trust zusammen, der Shopping-Zentren in Städten wie Stuttgart und Dortmund besitzt. Sie wollen gemeinsam Geld in künftige Projekte investieren.

Amerikanische und britische Investoren waren einmal daran gewöhnt, in London zu investieren, doch die Preise dort sind sogar noch mehr gestiegen als in Deutschland, sagte Dirk Hasselbring, Chef von Hamburg Trust. „Wenn man ein herausragendes Shopping-Center in guter Lage hat, dann kann das Hand in Hand mit Online-Shopping gehen.“

Die richtige Mischung

Investoren mögen Deutschland auch deshalb, weil es hierzulande so viele Einzelhändler, dass die Besitzer der Shopping-Zentren sicher sein können, dass sie immer die richtige Mischung aus Mietern finden werden, sagte Hasselbring.

Unternehmen wie H&M und Starbucks haben mehr Läden in Deutschland als in irgendeinem anderen Land Europas außer Großbritannien. Deutschland wird als gutes Eintrittstor nach Europa angesehen.

Zu den Einzelhändlern, die fallende Umsätze verzeichnen, zählt die Takko Fashion GmbH, die im März einen Rückgang um 7,2 Prozent zum Vorjahr meldete. Takkos Anleihen gehören den am schlechtesten verlaufenden in Europa. Den Großteil seiner 1.870 europäischen Läden hat der Mode-Kette in Deutschland.

Noch verlieren die Offline-Geschäfte jedes Jahr einen Teil ihres Umsatzes an die Online-Konkurrenz. Doch irgendwo kann dieser Trend auch wieder ein Ende haben. Sven Stricker, Investment-Chef bei BNP Paribas Real Estate in Frankfurt sagt: „Deutschland ist ein riesiger Markt und die privaten Ausgaben steigen überall.“

3 KOMMENTARE

  1. Das ist vorbildhaft von den Deutschen. Weniger shoppen als im Vorjahr. Das haben sonst nur noch die Griechen und die Zyprioten gemacht. Mann, sind wir vernünftig!

  2. Es ist die deutsche Mentalität, und der glaube an den gesunden Mittelstand in Deutschland machen den Markt für Investoren aus dem Ausland so interessant.

  3. Viele Bewegungen und Trends der letzten 6 Monate auf dem Immobilien Markt, lässt sich im Trend Barometer -Immobilien der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) nach lesen. So ist und bleibt die Triebfeder ausländischer Investoren die niedrigen Immobilien Preise in Deutschland zur gesamten EU.
    So sind Städte wie Augsburg,Ulm, Reutlingen und Lüneburg in den Focus ausländischer Investoren geraten. Hierbei scheint der Trend an einem Invest in Ostdeutschland weiter rückläufig.

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